Asexuell

A was?

Der Regenbogen in den vergangenen Jahren bunter, die Abkürzungen für die diversen sexuellen Orientierungen und Identitäten sind mehr geworden. Eine Abkürzung, die immer häufiger zu sehen ist, ist das A. Es steht für Asexualität. Die meisten Otto Normal Schwulen und Gabi Normal Lesben leben gerne mit ihrer Sexualität und Identität. Für andere Menschen gestaltet sich dieses weitaus schwieriger. Und wieder andere Menschen entdecken, dass es weit mehr gibt, als die vorherrschende Hetero- und Homonormativität.  Konservative Traditionalisten reden immer noch von der „traditionellen Familie“ und den „natürlichen sexuellen Geschlechterrollen“  – gerne vergessend machend, das diese nichts anderes sind, als die Genderideologie und erzwungenen Familienstrukturen des 19 Jahrhunderts.  Heute, wo in unseren Gesellschaften diese starren Normen und Zwänge sich zusehends auflösen, zeigen viele Menschen, das es weitaus mehr Möglichkeiten gibt, Liebe und Sexualität zu leben. Dort wo die staatlichen und gesellschaftlichen Begrenzungen aufgehoben sind, bleibt am Ende nur: Love is Love (Liebe ist Liebe).   Asexualität Ein Begriff, der viele falsche Vorstellungen, Unwissen, Vorurteile und auch auf Abwertungen trifft. Dabei – sollten die Ergebnisse der spärlichen Forschungen am Ende zutreffen – dürfte die Gruppe der Menschen, die sich zu einem beliebigen Zeitpunkt asexuell Empfinden und Leben größer sein, als jene die sich als Homo- oder als Bisexuell sehen.  Um mehr über Asexualität zu erfahren sprachen wir mit Irina Brünning, Medienreferntin der der Gruppe AktistA, von und mit Menschen, die Asexuell leben. Ihre sehr ausführlichen und persönlichen Antworten gegen eine Einblick in das Ganze asexuelle Spektrum. Da die Interviews die Grenzen unserer Zeitung […]

Asexuell

Ezra D.

Box: Erzähle unseren Lesern doch zu Beginn etwas zu deiner Person: Wer bist du, wie alt bist du, wo lebst du, was machst du? Ezra: Ich bin Ezra, 24 und wohne Wien, auch wenn ich eigentlich Deutscher bin, studiere hier Psychologie und arbeite gerade an meiner Masterarbeit. Box: Wenn es früher um Homosexualität ging, gab es oft die Frage: „Wann hast du das erste Mal gespürt, dass du so bist.“. Viele werden sich in diesem Zusammenhang sicher fragen, wann hast du empfunden, asexuell zu sein? War dir dies schon sehr früh bewusst oder war es ein Prozess? Ezra: Defintiv ein Prozess, ich kannte bis in meine Zwanziger rein den Begriff nicht wirklich. Mit 13 oder 14 bin ich auf die Idee gekommen, bi zu sein, weil ich Männer und Frauen zu gleichen Maßen interessant fand – nämlich fast gar nicht. Zumindest nicht so wie meine Altersgenossen damals, wobei ich auch dachte, die übertreiben was das angeht eh nur. Box: Was heißt es für dich asexuell zu sein, und wie lebst du das? Wie hat sich das für dich entwickelt? Für mich heißt es hauptsächlich eben, dass ich ziemlich wenig sexuelle Anziehung fühle, wenn überhaupt. Bei den wenigen Momenten bin ich mir nicht unbedingt sicher. Es hat sich für mich so ergeben, dass es „leichter“ ist, andere queere Freunde zu haben, die das verstehen und in meinem Freundeskreis hab ich auch viele andere „Steine“, wie wir uns manchmal spaßeshalber nennen. Durch vieles Umziehen war eine Beziehung bei mir eh nicht realistisch, […]

Asexuell

Dagny

Box: Erzähle unseren Lesern doch zu Beginn etwas zu deiner Person: Wer bist du, wie alt bist du, wo lebst du, was machst du? Dagny: Ich bin weiblich, 46 Jahre alt, habe ein Staatsexamen in Verwaltung und einen Meister in Landwirtschaft und bin ab nächsten Monat beim Zoll / Grenzkontrollstelle für Lebensmittel beschäftigt. Ich bin Single, dies schon -leider- mein ganzes Leben lang; das habe ich mir nicht so gewünscht und auch nicht so vorgestellt, es ist aber als „ace“ extrem schwer, einen Partner zu finden. Dazu später mehr. Derzeit wohne ich mit einer Frau zusammen, die bisexuell ist und sich inzwischen komplett für Frauen entschieden hat, nachdem sie mit Männern mehrfach auf die Nase gefallen ist. Wir haben ein großes Haus mit Garten, klischeegerecht einer Menge Katzen, einem Hund und einigen Pferden am Haus. Damit ist auch die Frage geklärt, was ich in meiner Freizeit mache – Hund, Garten, Pferde, Lesen; sonntags gucken wir Tatort mit Pizza. Dagny: Wenn es früher um Homosexualität ging, gab es oft die Frage: „Wann hast du das erste Mal gespürt, dass du so bist.“. Viele werden sich in diesem Zusammenhang sicher fragen, wann hast du empfunden, asexuell zu sein? War dir dies schon sehr früh bewusst oder war es ein Prozess? Als Teenager und auch später war es mir nicht bewusst. Ich habe für Jungs geschwärmt (ich bin hetero), hatte aber nie einen Freund, so wie andere in meinem Alter. Als ich 25 war, habe ich gedacht, es wäre Zeit, das mit dem […]

Asexuell

Carmen

Box: Erzähle unseren Lesern doch zu Beginn etwas zu deiner Person: Wer bist du, wie alt bist du, wo lebst du, was machst du? Carmen: Meine Wenigkeit heißt Carmen. Ich bin vor Kurzem 37 Jahre alt geworden, lebe im Saarland und bin gelernte Archäologin, aber auch angehende Autorin und Illustratorin. Insgesamt bin ich sehr kreativ unterwegs, was gerade in diesen Zeiten sehr hilfreich ist. Box: Wenn es früher um Homosexualität ging, gab es oft die Frage: „Wann hast du das erste Mal gespürt, dass du so bist.“. Viele werden sich in diesem Zusammenhang sicher fragen, wann hast du empfunden, asexuell zu sein? War dir dies schon sehr früh bewusst oder war es ein Prozess? Carmen: Sowohl als auch. Hätte ich den Begriff dafür damals bereits gekannt, hätte ich es im Alter von 12 Jahren bereits gewusst. Denn das war die Zeit, in der ich bemerkte, dass die Gleichaltrigen in meinem Umfeld, wie ich es nannte, „am Rad drehten“ und sich für Jungs oder Mädels und Dinge wie Flaschendrehen, Alkohol, Rauchen, Discos und Boybands interessierten. Das war 1995, also Jahre, bevor in Deutschland überhaupt mal der Begriff im Zusammenhang mit einer sexuellen Orientierung fiel (das erste Mal war um 2004, glaube ich).  Damals fragte ich mich, was ich denn nun sei: Homo-, hetero- oder bisexuell. Ich fand keine Antwort, da ich nicht wusste, woran andere das festmachten. Irgendwann dachte ich, dass man das daran merkt, mit wem man lieber abhängt und mit wem man besser zurecht kommt. Denn das entsprach und […]

Asexuell

AktivistA

Unser erste Interviwpartner*in ist Irina Brünning, Medienreferntin der der Gruppe AktistA, einem Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums. BOX: Erzähle unseren Lesern doch zu Beginn etwas zu deiner Person: Wer bist du, wie alt bist du, wo lebst du, was machst du?  Irina: Ich heiße Irina, bin 35 Jahre alt und wohne in Hamburg. Hauptberuflich bin ich als freie Übersetzerin tätig und ehrenamtlich Medienreferentin von AktivistA, Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums. 🙂 BOX: Unsere Leser, gerade solche, die sich noch nicht damit befasst haben, werden sicher wissen wollen, was ist das eigentlich Asexuell, Asexualtität? Gibt es da eine feste Definition?  Irina: Im deutschsprachigen Raum konkurrieren zwei Definitionen miteinander: Kein Verspüren von sexueller Anziehung / kein Verlangen nach sexueller Interaktion. Manche Leute verwenden die eine Definition, andere finden die andere praktischer, manche beschreiben ihr Empfinden auch mit Formulierungen wie „Sex brauche ich nicht“, „Sex stört mich in einer Beziehung eher“ etc.Was noch wichtig zu wissen ist: Asexualität existiert auf einem Spektrum; es gibt Menschen, die sich irgendwo in einer Grauzone zwischen asexuell und allosexuell (nicht asexuell) verorten. Um dieses Spektrum sichtbar zu machen, wird die Schreibweise A_sexualität verwendet. BOX: Ist Asexualtität ein Leben ganz ohne Lust? Ohne Selbstbefriedigung? Wären Autosexualität und Asexualtität vereinbar?  Irina: Die Gleichsetzung von A_sexualität mit dem völligen Fehlen einer Libido ist eine häufige Fehlannahme. Die meisten a_sexuellen Menschen können durchaus sexuelle Erregung empfinden, viele praktizieren Selbstbefriedigung. Übrigens ist auch nicht ausgeschlossen, dass man Sex mit einer anderen Person als angenehm empfinden kann (man braucht es nur […]