Harvey Milk
Geschichte

22 Mai: Harvey Milk Day – Erinnerung und Auftrag

Am 22. Mai wird in vielen US-Bundesstaaten der Harvey Milk Day begangen – zu Ehren eines der ersten offen schwulen Politiker der USA. Harvey Milk wurde 1930 geboren und 1977 in den Stadtrat von San Francisco gewählt – ein historischer Meilenstein für die LGBT+ Community. Sein politisches Engagement für Gleichberechtigung endete tragisch: Am 27. November 1978 wurde Milk zusammen mit Bürgermeister George Moscone von einem ehemaligen Kollegen ermordet. Milk war nicht nur politischer Pionier, sondern auch Inspirationsquelle: Die Regenbogenflagge, heute weltweit Symbol der LGBT+ Bewegung, wurde auf seine Anregung hin von seinem Freund Gilbert Baker entworfen. Sein berühmter Appell zum Coming-out bleibt bis heute aktuell: „Bekennt euch – zu euren Eltern, euren Freunden, euren Nachbarn … brecht die Mythen, zerstört die Lügen!“ In einer Zeit, in der queere Menschen weltweit erneut unter Druck geraten, erinnert der Harvey Milk Day daran: Sichtbarkeit ist Schutz – und ein politischer Akt.

Berühmt: die supermaskulinen Männer - Bild Tom of Finland Foundation
Geschichte

Tom of Finland Foundation: Die Bewahrer

Nur Weniges steht mehr als ikonisches Symbol für die Leder- Fetischszene als die Zeichnungen des finnischen Malers Tom of Finnland. Längst zum kulturellen Allgemeingut geworden, bewahrt die Tom of Finland Foundation nicht nur sein Vermächtnis, sondern ist zum Ort für LGBTQ+ Kunst geworden. BOX sprach mit jenen, die sein Erbe für uns bewahren: Richard Villani, Creative Director der Tom of Finland Foundation BOX: Können Sie uns einen kurzen Überblick über die Geschichte der Tom of Finland Foundation geben? Wie ist sie entstanden? Richard: Im Jahr 1984 wurde die gemeinnützige Tom of Finland Foundation (ToFF) von Durk Dehner und seinem Freund Tom gegründet. Tom hatte sich bereits weltweit als Meister der homoerotischen Kunst etabliert, und das ursprüngliche Ziel der Stiftung war es, sein umfangreiches Werk zu bewahren. Einige Jahre später wurde der Aufgabenbereich der Stiftung erweitert, um ein sicherer Zufluchtsort für alle erotische Kunst zu werden, als Reaktion auf die weitverbreitete Diskriminierung gegenüber Kunst, die sexuelles Verhalten darstellt oder eine sexuelle Reaktion hervorruft. Heute setzt sich die ToFF weiterhin dafür ein, die Öffentlichkeit über die kulturellen Vorzüge erotischer Kunst aufzuklären und gesündere, tolerantere Einstellungen zur Sexualität zu fördern.     BOX: Was sind die Hauptziele der Stiftung heute? Richard: Die Tom of Finland Foundation ist bestrebt, das Werk von Tom of Finland zu bewahren und zu fördern und sein Vermächtnis zu erweitern, indem sie andere LGBTQ+-Künstler und ihre Freiheit des Ausdrucks unterstützt. Ursprünglich ging es nur darum, Toms umfangreiches Werk zu bewahren, aber im Laufe der Zeit hat sich die Stiftung […]

Die originale Regenbogenflagge
Geschichte

Pride 24: Eine kurze Geschichte der Regenbogenflagge

1978 entwarf der Künstler Gilbert Baker aus San Francisco ein neues Symbol für die LGBTQ-Gemeinschaft: die ikonische Regenbogenflagge. Das Komitee für die Gestaltung des Gay Freedom Day in San Francisco stellte 1.000 Dollar zur Verfügung, um die ersten zwei Regenbogenflaggen anzufertigen. Seit den beiden achtfarbigen Originalen bei der Parade zum Gay Freedom Day 1978 in San Francisco und den 400 sechsfarbigen Fahnen, die im darauffolgenden Jahr entlang der Market Street gehisst wurden, ist die Regenbogenflagge zu einem universellen Zeichen für die Vielfalt, die Kraft und die Solidarität innerhalb der LGBTQ+ Gemeinschaft geworden und wird bei Pride-Feiern in aller Welt verwendet. Die ursprüngliche Version der Flagge hatte acht Farben, wobei jede Farbe für verschiedene positive Aspekte der Menschlichkeit und des Lebens steht und damit die Vielfalt und Inklusivität der LGBTQ+ Bewegung ausdrücken soll: Pink: Sex, Rot: Leben, Orange: Heilung, Gelb: Licht, Grün: Natur, Türkis: Magie/Kunst, Indigo (später königsblau): Harmonie, Violett: Spiritualität Durch Herstellungsprobleme mit den Farben wurde die Flagge später auf jene sechs Farben reduziert, die heute am bekanntesten sind: Rot: Leben, Orange: Heilung, Gelb: Licht, Grün: Natur, Königsblau: Harmonie, Violett: Spiritualität War die ursprüngliche Regenbogenflagge als universelles Symbol der LGBTQ+ Gemeinschaft gedacht, zeigte die Realität in den USA, dass bestimmte Gruppen innerhalb der Gemeinschaft, wie Farbige und Transgender-Personen, unterrepräsentiert waren. So führte man im Jahr 2017 zum Pride in Philadelphia zwei zusätzliche Streifen (Schwarz und Braun) in die Regenbogenflagge ein, um Farbige („People of Color“) innerhalb der LGBTQ+ Gemeinschaft sichtbarer zu machen und auf ihre Diskriminierungen hinzuweisen. Ein Jahr später […]

Pride Schriftzug
Geschichte

Pride: Woher kommt der Begriff?

Dem New Yoker Aktivisten Craig Schoonmaker wird zugeschrieben, dass er den Begriff „Pride“ als Bezeichnung für die Bewegung und die Parade eingebracht hat. Schoonmaker war aktiv an der Planung der ersten Christopher Street Liberation Day Parade beteiligt, die am 28. Juni 1970 in New York City stattfand. Diese Parade markierte den Jahrestag des Stonewall-Aufstands und legte den Grundstein für die jährlichen Pride-Veranstaltungen weltweit. Craig schlug vor, den Fokus auf Stolz und Selbstachtung zu legen, statt auf das Gefühl der Scham, das viele LGBTQ+-Personen aufgrund gesellschaftlicher Diskriminierung erlebten. „Wir hatten vor, am selben Wochenende wie der Marsch eine Reihe von Veranstaltungen zu organisieren, um Menschen von außerhalb der Stadt anzulocken, und wollten die Veranstaltungen unter einem Label vereinen. Der erste Gedanke war ‚Gay Power‘. Das gefiel mir nicht, also schlug ich ‚Gay Pride‘ vor. Schoonmaker betonte die Bedeutung des Stolzes als ein Gegenmittel zu der auch damals weit verbreiteten Stigmatisierung und Diskriminierung. „Pride“ sollte das Selbstwertgefühl der Gemeinschaft stärken und ein positives Selbstbild fördern. … jeder kann auf sich selbst stolz sein, und das würde ihn als Menschen glücklicher machen und die Bewegung hervorbringen, die Veränderungen bewirken könnte.“

Geschichte

Queer ist das neue Schwul

Mit Hilfe von Geschichte Konfliktlinien innerhalb der LSBTIQ-Community verstehen.  Als Historiker, der sich mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt beschäftigt, bin ich verhältnismäßig häufig in der Situation mit älteren Personen aus der Community zu sprechen. Ich mache das sehr gerne und bin oft fasziniert von ihren Lebenswegen. Lesbische Aktivistinnen, die in der autonomen Frauenbewegung aktiv waren und sich gegen Formen von Diskriminierungen wehrten, die sich jüngere Generationen oftmals kaum noch vorstellen können. Oder schwule Männer, die mutig gegen die massive gesellschaftliche Ausgrenzung vorgegangen sind, die sie insbesondere im Zuge der Aids-Krise ab Mitte der 1980er Jahre, erfahren haben. Ich höre ihnen gespannt zu und habe im Gegenzug das Gefühl, dass mir interessiert zugehört wird. Oft habe ich so die Erfahrung gemacht, dass gewisse Vorurteile ausgeräumt werden können und Verständnis über den persönlichen Kontakt und Erfahrungsaustausch füreinander aufgebaut wird. Und je mehr ich über unsere Geschichte lerne, desto eher verstehe ich bestehende Konflikte innerhalb der Community besser – vor allem, da sie sich ständig zu widerholen scheinen. Als Beispiel möchte ich einen Blick in die Begriffsgeschichte werfen. Queer vs. Schwul/bi/lesbisch Ich und viele Personen in meinem Alter (Mitte 30 und jünger) fühlen sich mit der Bezeichnung queer sehr wohl. Während schwul und lesbisch für mich Begriffe sind, die sexuelle Identität beschreiben, bedeutet queer gerade die Abkehr einer binären Einteilung von Menschen, vor allem in der Hinsicht Sexualität und Geschlecht (aber eben nicht nur). Ältere LSBTI kennen queer noch als eine negative Fremdbezeichnung (insbesonders im angelsächsichen Bereich), für sie hat er oft nichts […]

Folsom Europe Berlin
FOLSOM

Der Schöneberger Kiez

Gäbe es die berühmte Zeitmaschine, dann könnteman mal einen Zeitsprung in das Jahr 2003 unternehmen – das Jahr, als der Verein Folsom Europe e.V. in Berlingegründet wurde. Der Vereinhat seinen Platz in Berlin-Schöneberg gefunden. Ein queerer Kiez, der wohl wie kein anderer in der Welt für die Leder- und Fetischszene steht. Rund um die Motzstr. und Fuggerstr. gibt es eine schier unendliche Vielfalt an Bars, Clubs, Cafés, Restaurants, Galerien und vor allem eben auch an Fetischshops. Und wer heute nun also mit seinem Koffer vom Wittenberg- oder Nollendorfplatz in die Hotels oder Apartments des Regenbogenkiezes läuft, denkt sicher, dass Berlin einfach schon immer was Besonderes war: Die Hauptstadt der Leder- und Fetischszene.  Aber war das wirklich schon immer so?  Ein Rückblick auf die wilden 70er und 80er zeigt, dass die Hauptstädte der Lederszene damals eher San Francisco, Chicago, New York und London waren. Filmklassiker wie Cruising und Querelle lassen die Fantasien aufblühen rund um die Atmosphäre der Vor-AIDS-Zeit. Wild, hemmungslos, befreit und benebelt durch den Duft von Poppers.   Das HIV-Virus änderte erst einmal alles. Die US-Szene drohte zu zerbrechen an der Ignoranz und Blockade der Reagan-Regierung. Schwule Männer starben zu Tausenden innerhalb weniger Jahre. Der Fokus wandelte sich schlagartig: Lederkerle und Drag Queens wurden quasi über Nacht zu den Vorreitern der AIDS-Hilfen und einer politischen und gesellschaftlichen Bewegung .  Die Lederszene, damals gab es kaum andere Fetische wie Gummi und Co., litt enorm unter der Angst, der Ausgrenzung und der Stigmatisierung.  Es dauerte sehr lange, bis sich die Szene Ende der 80er und Anfang […]