LGBTI* REFUGEES COLOGNE – eine Willkommen-Initiative im Aufbau – Rassistische Mobilmachung und verschärfte Gesetze…
Mit dem Jahresende zeigt sich der Zustand der Welt als kein einfacher: Kriegerische Auseinandersetzungen überschatten weite Teile des Nahen Ostens, in Syrien scheint gar jede Form der Gesellschaftlichkeit der Barbarei und dem Terror ausgesetzt, und nicht zuletzt gelangt der Krieg mit den islamistischen Anschlägen in Paris im Herzen von Europa an. Während für einen Großteil der Menschheit der zivilisatorische Ausnahmezustand zur Normalität geworden ist, bekommt nun auch Europa zu spüren, was es bedeutet, wenn die Welt aus den Fugen gerät.¹
Die massenhafte Ankunft von Geflüchteten in den letzten Monaten machte nicht nur die extreme soziale Ungleichheit in Europa und der Welt für alle und jede_n sichtbar, sondern offenbarte auch, mit welch gewaltvollen Mitteln sich die Regierungen und der rechte Mob gegen die Schutzsuchenden „verteidigen“ wollen: Stacheldrahtzäune und Mauern an den Grenzen der EU, Militarisierung an den Außengrenzen, Verschärfung und Aushöhlung des Asylrechts sowie Beschleunigung von massenhaften Abschiebungen in der BRD und nicht zuletzt: fast täglich Angriffe gegen Geflüchtete, rechte Demonstrationen und der aktuelle Höhenflug der rassistischen „Alternative für Deutschland“.
Unfaire Gesetzgebungen, der Rassismus der deutschen Gesellschaft und die Bedrohung durch rechte Gewalt schaffen somit jene Verschränkung, die ein „Willkommen“ für Geflüchtete bis zur Unkenntlichkeit überschattet.
…Willkommen heißen!
Demgegenüber steht das überwältigende Engagement und die spontane Solidarität der zahllosen Helfer_innen und Unterstützer_innen, die den Schutzsuchenden das „Willkommen“ liefern, welches ihnen schlichtweg und uneingeschränkt zustehen sollte: In Köln gibt es bereits mehr als 30 bestehende Willkommen-Initiativen in den verschiedenen Stadtteilen. Tausende Ehrenamtliche unterstützen bei der Koordination der Ankommenden an der Drehscheibe am Kölner Flughafen, an den Unterkünften der Geflüchteten, sammeln Spenden und schaffen Angebote zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Seit Mitte November koordinieren sich Aktive, nach dem Startschuss durch den PRIDE SALON ², in der Initiative LGBTIQ REFUGEES COLOGNE und nehmen die spezifische Situation lesbischer, schwuler, bisexueller, trans* und intergeschlechtlicher Geflüchteter in den Blick. In enger Zusammenarbeit mit dem selbstorganisierten, migrantischen Projekt Baraka im Beratungszentrum Rubicon ³ sind mehrere Dutzend Aktive daran beteiligt, eine Struktur zu entwickeln, die Unterstützung für lgbtiq-Geflüchtete bietet und das ehrenamtliche Engagement koordiniert. Die Ideen reichen von Deutschkursen, kulturellen Veranstaltungen, einer Notschlaf- und Wohnraumbörse bis hin zu Schulungen für Security-Dienste an den Unterkünften.
Wie bei allen entstehenden Willkommen-Initiativen stellen sich zu Beginn die drängenden Fragen: Womit ist den ankommenden Geflüchteten wirklich geholfen? Wie kommen wir in einen Kontakt „auf Augenhöhe“? Mit welchen Akteur_innen und Institutionen müssen wir zusammenarbeiten? Die Kölner Initiative ist die ersten wichtigen Schritte hin zu einem tragfähigen Willkommen aus und in der lgbt-Szene gegangen.
Bereits jetzt wurden mehrere Geflüchtete bei der Wohnungssuche und bei der Vermittlung zu Beratungsangeboten unterstützt.
In jedem Kontakt mit den Betroffenen wird wiederum deutlich: Die bedrohliche und belastende Situation in den Herkunftsländern und auf der Flucht findet nach dem Ankommen in der BRD kein Ende. In den Sammel- und Massenunterkünften sind die lgbtiq-Personen Angst vor Zwangs-Outing, Anfeindungen und Gewalt ausgesetzt, die fehlende Sensibilisierung von Helfer_innen und Sozialarbeiter_innen verhindert eine vertrauensvolle Unterstützung und das gängige Asyl- und Ausländerrecht lässt die Personen stetig im Ungewissen über ihre Zukunft.
Ganz zu schweigen von den fehlenden Informationen über Strukturen in, aus und für lgbt-Personen in den jeweiligen Städten.
Die Willkommen-Initiative LGBTIQ REFUGEES COLOGNE möchte hier ansetzen und konkrete Hilfe und Kontakt zu lgbtiq-, und in Solidarität mit allen Geflüchteten herstellen. Der Kölner Flüchtlingsrat und das Forum für Willkommenskultur begrüßen die Initiative und wünschen sich eine enge Zusammenarbeit.
Am 14. Januar lädt die Initiative zum nächsten großen Treffen in die Alte Feuerwache in Köln. Bis dahin kann über facebook, Email und die Homepage (im Aufbau) Kontakt aufgenommen werden:
Web: www.lgbtiq-refugees.de
Email:
facebook: LGBTIQ REFUGEE COLOGNE
1: Kampagne „Recht auf Willkommen“
www.recht-auf-willkommen.de/startseite.html
2: Facebook: PRIDE Salon
3: www.baraka-online.info
4: wiku-koeln.de