Erinnerung an Robert Long

Der niederländische Liedermacher Robert Long (eigentlich Jan Gerrit Bob Arend Leverman) starb bereits am 13. Dezember 2006 im Alter von 63 Jahren an einem Krebsleiden. Der offen schwule Liedermacher, der in den Siebzigerjahren seine Karriere begann, war einer der ersten, der Homosexualität in seinen Liedtexten zum Thema machte. Wir möchten heute einmal an diesen großartigen – und sehr politischen – Künstler erinnern, denn viele seiner auch in Deutschland erschienenen Lieder sind nach wie vor vom Thema aktuell.

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Jan Gerrit Bob Arend Leverman absolvierte nach der Schule eine Ausbildung zum Schaufensterdekorateur und sang nebenbei in einer Amateurband, deren Musik beeinflusst war vom Beat der frühen 1960er Jahre. Seine „Unit Gloria“-Band hatte einigen Erfolg mit niederländischen Schlagern. Dies war ihm jedoch zu langweilig und er begann, seine eigenen Texte zu schreiben. Leverman nannte sich fortan aufgrund seiner Körperlänge von 1,92 m Robert Long und hatte Anfang der 1970er Jahre erste Erfolge als Liedermacher. Seine erste Langspielplatte veröffentlichte er in den Niederlanden 1974. In Deutschland erschien 1979 seine erste LP, die wegen eines kirchenkritischen Songs gleich für einen Skandal sorgte. Sein Erfolg in Deutschland begann aber erst 1981 mit seiner zweiten deutsprachigen LP „Homo Sapiens“. Seine holländischen Texte wurden von Michael Kunze ins Deutsche übertragen. Long schrieb außer den Texten auch die Musik selbst und arbeitete mit dem erfolgreichen Komponisten und Arrangeur Erik van der Wurff zusammen.

Robert Long bekannte sich von Beginn seiner Karriere an offen zu seiner Homosexualität. Seine Texte sind weitgehend autobiografisch inspiriert. Seine größten Erfolge hatte er in Deutschland zu Beginn der 1980er Jahre mit Liedern wie Feste Jungs, Wenn man mich mal fragen würde und Tolerant. Weiterhin sang er die Titelmelodie der Fernsehserie Q&Q und die niederländische Titelmelodie der Kinderserie Gummibärenbande.

Nach einer Abwesenheit von 15 Jahren brachte Robert im Jahr 2004 seine letzte deutsch-sprachige CD mit dem Titel „Lange genug jung“ heraus. Die Texte wurden, genau wie die seiner früheren deutschen Alben, von Michael Kunze übersetzt.
Neben den mehr oder weniger “normalen” Auszeichnungen, die Robert Long während seiner Karriere zuteil wurden (Goldene Schallplatten, Platinschallplatten, Goldene und Silberne Harfen, Edisons usw.) wurden ihm auch eine Reihe von ausländischen Preisen verliehen. So wurde er bereits 1972 in Tokio für seine „Outstanding Performance“ geehrt. 1980 wurde er zusammen mit u. a. Milva, Peter Maffay, Randy Newman, Angelo Branduardi und Ludwig Hirsh zum „Künstler des Jahres“ ausgerufen.
An seine Erfolge – auch in der Community – während der Achtzigerjahre konnte er nicht mehr anknüpfen. Long hatte erst kurz vor seinem Tod öffentlich bekannt gemacht, dass er nicht mehr lang zu leben hätte.

Ein Künstler voller Pläne, voller Kraft und Poesie. Ein wunderbarer Mensch. Von seinen Freunden und Fans geliebt. Sein musikalisches Erbe wird mit ihm weiterleben. Seine Lieder zeitlos ,beeindruckend, tief bewegend! Jetzt mehr denn je!
2015 erinnerte Kay Ray noch oft mit einem Solo-Programm „Homo Sapiens – Ein Abend mit Liedern von Robert Long“ an den niederländischen Künstler.

Kay Ray ist ein punkig-bunter Entertainer, energiegeladener Wirbelwind und ausgezeichneter Sänger. In „Homo Sapiens“ stellte er seine musikalische Seite in den Vordergrund und widmete sich den großartigen Songs des holländischen Liedermachers. Ein idealer Wort- und Tongeber, der bereits vor über dreißig Jahren offen schwul lebte, sich in seinen Texten Tabuthemen auf satirische Weise annahm und Dinge aussprach, die viele nicht einmal anzudenken wagten.
Als Longs Karriere auf dem Höhepunkt war, hatte Kay Ray gerade sein Coming-out und versetzte die Osnabrücker Heimat in erste Schrecken. Sein „Homo Sapiens“-Abend war gefüllt mit wunderbaren Songs, vielen persönlichen Anekdoten und Bekenntnissen. Und immer in der Absicht: „Morgen sind wir tolerant“!

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„Lange genug jung“ das letzte NEUE Album von Robert Long. Spöttisch und scharf, dann wieder romantisch und nachdenklich und immer mit eigenwilligem Humor. Manche Worte treffen so gezielt und überzeugend, dass es direkt ins Herz geht und man bewegt zurückbleibt. Als Audio CD bei amazon zu finden. (jr)