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Leder und Fetisch im Film

Der Welterfolg „Fifty Shades of Grey“ hat im letzten Jahrzehnt einem Donnerschlag gleich mit über 100 Millionen verkauften Buchexemplaren sowie ähnlich vielen Kinokarten das Thema BDSM ins Bewusstsein vieler unbedarfter Hausfrauen und den kulturellen Mainstream gebracht. Während Kritiker berechtigterweise die literarische Qualität der Romantrilogie in Frage stellten, hatten erfahrene BDSM-Praktizierende einzuwenden, dass es sich bei der Geschichte tatsächlich eher um körperlichen und seelischen Missbrauch handelt, denn Freiwilligkeit bzw. das Einvernehmen aller Beteiligten ist ein Grundsatz des BDSM.  Doch aller Kritik zum Trotz scheint die heterosexuelle Reihe einen Nerv getroffen und sogar zu einigem Ausprobieren oder Nachahmen angeregt haben, wenn auch bestimmt in so einigen Bereichen eher verschämt oder heimlich, um das eigene Sexleben mit ein bisschen Bondage oder ein wenig Soft-SM aufzupeppen. Sexspielzeuge der ein oder anderen Art werden dank Beate Use ja bereits seit genau 60 Jahren zumindest kommerziell erfolgreich zur Ehehygiene eingesetzt, wobei dem Thema BDSM und Fetisch nach wie vor etwas Anrüchiges, Verrufenes anhaftet – und genau das war es, dem die britische Autorin E. L. James den phänomenalen Erfolg verdankt: Der Nervenkitzel, sich überhaupt in dieser Form mit Sexualität zu beschäftigen. Der Reiz, sich eigenen „abweichenden“ erotischen Fantasievorstellungen hinzugeben, erhöhte bestimmt den Unterhaltungswert der romantisch-kitschigen Darstellung.  Die Leserschaft der BOX wird wohl zustimmen, dass Fetisch Auslebungssache ist, und aus diesem Grund trotz einiger Lächerlichkeit bis zu einem gewissen Grad zu schätzen wissen, dass das Werk von Frau James die Beschäftigung mit und Ausübung von BDSM und Fetisch ein weiteres Stück im Mainstreambewusstsein entspannt hat. Andererseits wäre […]

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ROSA VON PRAUNHEIM / DARKROOM

Angeregt durch einen authentischen Fall erzählt Rosa von Praunheim die Geschichte eines schwulen Serienmörders. Lars, ein Krankenpfleger aus Saarbrücken, zieht mit seinem Freund Roland nach Berlin. Zusammen renovieren sie eine Wohnung. Das Glück scheint perfekt, doch Lars macht Bekanntschaft mit tödlichen Drogen, die ihn zum Mörder werden lassen. Kinostart: 30. Januar 2020 DER INHALT Lars, ein ehemaliger Krankenpfleger, war Referendar an einer Grundschule, hatte seit Jahren eine feste Beziehung, führte scheinbar ein ganz normales Leben, der Freund ahnte nicht das Geringste von dem mörderischen Treiben. Er verabreichte seinen Opfern, Bekannte oder auch Zufallsbekanntschaften, heimlich eine Überdosis Liquid Ecstasy, auch K.-O.-Tropfen genannt. Drei Männer starben, der Mörder nahm ihre Kreditkarten und andere Wertgegenstände an sich und benutzte die Karten, was letztlich zu seiner Verhaftung führte. Zwei weitere Opfer überlebten. Einer, weil rechtzeitig Hilfe kam, der andere, weil er an dem Gifttrank nur genippt hatte. Es herrschte sogar der Verdacht, dass Lars zuvor möglicherweise auch seine Großmutter ermordet hatte, um an das Erbe zu kommen. Alle Taten wurden im Frühjahr 2012 innerhalb von drei Wochen begangen. Gut ein Jahr später wurde der damals 38-jährige Täter vom Landgericht wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, zudem wurde die besondere Schwere der Tat festgestellt. In seinem neuen Film befasst sich Kultregis eur Rosa von Praunheim mit einem wahren Kriminalfall aus jüngster Vergangenheit und macht daraus einen seiner spannendsten Filme. DARKROOM Deutschland 2019 – 89 min – Farbe – FSK: 16 Regie: Rosa von Praunheim Buch: Ute Eisenhardt, Nico Woche, Rosa von Praunheim Mit Bozidar Kocevski […]

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Call me by your name

Mit seinem neuen Film CALL ME BY YOUR NAME bringt Luca Guadagnino eine sinnlich-transzendentale Geschichte über die erste Liebe auf die große Leinwand, basierend auf André Acimans gefeiertem Roman. Inhalt: Der altkluge 17-jährige Elio Perlman (Timothée Chalamet) genießt den norditalienischen Sommer des Jahres 1983 auf der im 17. Jahrhundert errichteten Villa der Familie. Seine Zeit verbringt der italoamerikanische Junge damit, klassische Musik zu spielen und zu transkribieren, zu lesen und mit seiner Freundin Marzia (Esther Garrel) zu flirten. Mit seinen Eltern ist Elio eng verbunden. Sein Vater (Michael Stuhlbarg), ein angesehener Professor, hat sich auf die griechisch-römische Kultur spezialisiert. Elios Mutter Annella (Amira Casar) arbeitet als Übersetzerin. Gemeinsam bringen sie ihrem Sohn die Errungenschaften der Hochkultur nahe und bereiten ihm ein sorgenfreies Leben mit allen Vorzügen. Dank seiner Weltklugheit und seiner intellektuellen Begabungen wirkt der Junge nach außen bereits wie ein Erwachsener, doch dem Anschein entgegen ist Elio in mancherlei Hinsicht durchaus noch sehr unerfahren – besonders in Herzensangelegenheiten. Eines Tages trifft der 24-jährige amerikanische Doktorand Oliver (Armie Hammer) als neuer Sommer-Praktikant von Elios Vater auf der Villa ein. Inmitten jener prächtigen, sonnengetränkten Szenerie entdecken Elio und Oliver die berauschende Schönheit aufblühenden Verlangens im Verlauf eines Sommers, der ihre Leben für immer verändern wird. Die Hauptrollen spielen Armie Hammer („The Lone Ranger“, „Codename U.N.C.L.E.“), Timothée Chalamet („Interstellar“), Michael Stuhlbarg („Arrival“, „Dr. Strange“), Amira Casar („Planetarium“) und Esther Garrel („17 Mädchen“). Regie führte Luca Guadagnino („A Bigger Splash“, „I Am Love“), nach einem Drehbuch von James Ivory, basierend auf einem Roman […]

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TOM OF FINLAND

Das Leben des Künstlers Touko Laaksonen: Spätestens seit in gewöhnlichen Buchläden die Bände mit den Zeichnungen von „Tom of Finland“ an den Kassen lagen, sind die ikonischen Überzeichnungen Touko Laaksonens – die Zeichnungen von durchtrainierten und ungehemmten Muskelmännern in Leder – einer breiten Masse bekannt geworden. Der Film TOM OF FINLAND zeichnet das faszinierende Porträt des finnischen Künstlers. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt Touko (gespielt von Pekka Strang) in sein dunkles und rückschrittliches Heimatland Finnland zurück. Er lebt zusammen mit seiner Schwester Kaija (gespielt von Jessica Grabowsky). Obwohl sich die Geschwister sehr nahe stehen, weiß Kaija nicht, dass ihr Bruder schwul ist, denn Homosexualität ist illegal. ”Damals wurde ein schwuler Mann dazu gebracht, nichts als Scham für seine Gefühle und seine Sexualität zu empfinden. Dem wollte ich mit meinen Zeichnungen entgegenwirken, wollte Schwule zeigen, die glücklich waren und positiv dachten über das, was sie sind. Oh, ich habe mich nie wirklich hingesetzt, um das alles sorgfältig zu durchdenken. Trotzdem wusste ich von Anfang an, dass meine Männer stolze und glückliche Männer sein würden!“ – Tom of Finland: His Life and Times, 1991 Touku kann weder frei lieben, noch sich selbst verwirklichen. Trotz der immerwährenden Gefahr einer rigorosen strafrechtlichen Verfolgung, beginnt er für sich und seine Freunde Bilder von ungezügelten, freien und stolzen schwulen Männern zu zeichnen. Während seiner Arbeit in einer Werbeagentur verliebt sich Touko in den Tänzer Veli „Nipa“ Mäkinen (gespielt von Lauri Tilkanen) – beide müssen ihre Beziehung lange geheim halten. Veli ermuntert Touko, seine Arbeiten anzubieten. Schließlich […]

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Berlinale & Teddy Award

Am 19.02. gingen die 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin zu Ende. Über 1500 m² roten Teppich liefen Stars wie Maggie Gyllenhaal und Diego Luna, die in der internationalen Jury saßen, Sir Patrick Stewart, Robert Pattinson, Bruno Ganz, Richard Gere, Gillian Anderson, Geoffrey Rush, Daniel Brühl, Catherine Deneuve, Charlie Hunnam, Hugh Jackman und Conchita Wurst. Viel Zuspruch gab es für den Gewinner des Goldenen Bären: Nach den eher politisch motivierten Siegern der letzten Jahre war diesmal „On Body and Soul“ der einhellig beste Film im offiziellen Wettbewerb. Aber auch unter den nicht-heterosexuellen Filmen aller Berlinale-Sektionen, welche seit genau 30 Jahren im Programm des Teddy Awards zusammengefasst werden, gab es stärkere Werke zu sehen. Insgesamt 37 Filme wurden dort dieses Jahr aufgelistet, darunter auch die beiden Repertoirefilme „Maurice“ von 1987 sowie „Die Jungfrauenmaschine“ der lesbischen Filmemacherin Monika Treut, die mit dem diesjährigen Spezial-Teddy geehrt wurde. Lesbische Filme In dieser großen Auswahl an LSBT-Filmen gab es auch ein bisschen was fürs lesbische Auge zu sehen. Im offiziellen Wettbewerb lief Sally Potters prominent besetzte und Lachsalven feuernde schwarze Komödie „The Party“, in der sich in kurzweiligen 71 Minuten mehrere Paare bei einer privaten Dinnerparty zerfetzen. Die lesbische Regisseurin Catherine Gund und ihre Kollegin Daresha Kyi lieferten mit „Chavela“ eine inspirierende Doku ab. Die lateinamerikanische lesbische Sängerin Chavela Vargas widersetzte sich früh geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen und hatte im hohem Alter dank Pedro Almodóvar ein international erfolgreiches Comeback. In der durchaus interessanten deutschen Dramödie „The Misandrists“ von Queer-Indie-Ikone Bruce LaBruce zieht sich eine Gruppe von Frauen in ein […]

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„Brüder der Nacht“

BOX-Filmjournalist Martin Wolkner sprach mit dem österreichischen Regisseur Patric Chiha („Boys Like Us“), dessen Dokufilm letztes Jahr bei der Berlinale uraufgeführt wurde und gerade auf DVD erschien. BOX: Sag doch kurz mit eigenen Worten, worum es geht. Patric: Der Film folgt einer Bande von Burschen, bulgarischen Roma, die in Wien ihre Körper an ältere Herren verkaufen. Sie sind sehr jung, 18, 19. Da ist ein Konflikt zwischen Gefangensein in einer Strichersituation, andererseits spürt man auch, wie frei sie sind. Plötzlich können sie jugendlicher sein, weit weg von Frau und Kindern. Der Film heißt „Brüder der Nacht“, weil die meisten Brüder oder Cousins oder mindestens Freunde sind. BOX: Es besteht keine Scham unter Familienangehörigen? Patric: Es gibt viele Brüder im Film. Der eine erklärt dem anderen, wie‘s läuft. Wichtig ist das Geld, was man macht. Was mich eher überrascht hat, war dieses Pädagogische: „Den musst du so reinlegen, das ist das Geld, was du verlangen musst, und sexuell musst du das und das machen.“ Der eine Bruder lehrt den anderen, wie man schwul ist. BOX: Weißt du, wie sie leben? Patric: Sie wohnen meistens zu zehnt in schrecklichen Wohnungen. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass sie ein Hotelsystem haben. Das sind ein paar Wohnungen in Wien und sie zahlen 5 Euro pro Nacht – was viel zu viel ist. Das wollten sie mir lange nicht zeigen, weil es eher die schreckliche Seite ist. Die Jungen in meinem Film können kaum lesen und schreiben. Sie sind ausgestoßen in Bulgarien. Wenn […]

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Interview John Grant

Im Februar traf Martin Wolkner für BOX den amerikanischen Sänger John Grant, der bei der Verleihung der Teddy Awards auftrat. Bekannt wurde er 2010 mit seinem ersten Soloalbum „Queen of Denmark“, von dem mehrere Lieder im Film „Weekend“ verwendet wurden. Sein aktuelles Album „Grey Tickles, Black Pressure“ erschien im Oktober 2015. Das Gespräch mit dem charmanten, polyglotten Musiker wurde vollständig auf Deutsch geführt. BOX: Du hast in Deutschland Sprachen studiert. JG: Ja, ich war ein Jahr in Heidelberg. Das war 1988.Und dann 5 Jahre in einem Kaff namens Germersheim. Ich lebe schon seit 25 Jahren nicht mehr in Deutschland, aber ich habe ab und zu Fernweh. Auch nach Berlin. Ich mag die Dialekte aus dem Norden: Plattdeutsch, Ruhrpott und Berlinerisch. BOX: Warum ziehst du nicht wie viele Künstler nach Berlin? JG: Es kann sein, dass das noch kommt. Ich habe keinen Plan und bin jetzt total glücklich auf Island. Ich bin nicht so dermaßen erfolgreich, dass ich mir einfach ein Haus kaufen kann. Das dauert noch ein bisschen, schätze ich. BOX: Aber ich bin froh, dass deine Musik nach 15 Jahren Arbeit mehr Beachtung findet. JG: Dankeschön! Ja, ich auch. Das tut einem natürlich gut. Es sind 10 Jahre bei der ersten Band draufgegangen. Und jetzt bin ich seit 5, 6 Jahren bei dem Solo-Dings dabei. BOX: Draufgegangen würde ich nicht sagen. Als The Czars habt ihr ja auch gute Musik gemacht. JG: Danke. Das ist auch nur halbernst gemeint. BOX: Aber mit dem neuen Album bist du noch experimentierfreudiger […]

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Kritik an Oscar-Verleihung

Filmstar Sir Ian McKellen (Herr der Ringe und Magneto in X-Men) hat angesichts des Boykott-Aufrufes von schwarzen Schauspielern zur diesjährigen Oscar-Verleihung die Haltung der der Gilde ebenso in Bezug auf den Umgang mitLGBTIQ Schauspielern kritisiert. Der 76-jährige Schauspieler, er war schon zwei Mal für einen Oscar nominiert, sagte, dass er die Kritik seiner Kollegen über rassische Diskriminierung teile. Sie gelte ebenso gegenüber anderen Minderheiten, wie LGBTIQ Menschen. McKellen ist einer von nur drei offenen LGBTIQ Schauspierlern, die ihr Coming Out machten, schon bevor sie für einen Oscar nominiert wurden.  Jaye Davidson (The Crying Game) und Angelina Jolie, die sich als bisexuell outete, sind die anderen beiden Schauspieler. Immer noch gilt das Coming Out in Hollywood als  Karriererisiko. Die Kritik aus der Gemeinde der schwarzen Community und von schwarzen Schauspielern wie Will Smith kam, als zum zweiten Mal in Folge nur weiße, heterosexuelle und cisgender Schauspieler für einen Oscar nominiert wurden. McKellen sagte: „Es sind nicht nur Schwarze, die durch die Filmindustrie ignoriert werden. Es waren früher auch Frauen und es sind auf alle Fälle LGBTIQ bis heute.“ (mw)

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Mein Bruder, der Held

Im Februar 2016 zeigt die schwule Filmreihe homochrom einen asiatischen Berlinale-Beitrag, der auf vielen weiteren Festivals Preise erhielt (z.B. Oslo, Toronto, Tel Aviv): MEIN BRUDER, DER HELD – How To Win At Checkers (Every Time) (TH/USA/ID 2015, 80 min, Regie: Josh Kim, OmU, FSK 12, Verleih: Salzgeber) Ein Los kann dein Schicksal bestimmen. Inhalt: Oat ist 11 Jahre alt und lebt recht unbeschwert, obwohl der Waisenjunge in einem Armenviertel von Bangkok allein von seinem älteren Bruder Ek aufgezogen wird. Nach dem Tod ihres Vaters musste Ek die Schule schmeißen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als Ek einen Einberufungsbescheid erhält, verspricht sein besser gestellter, fester Freund Jai, sich um Oat zu kümmern, falls Ek bei der Auslosung für den Militärdienst eingezogen werden sollte. Oat will dies jedoch nicht dem Schicksal überlassen, und bestiehlt ausgerechnet einen wichtigen Mafiaboss, um Ek von der Auslosung freizukaufen. Der in Texas geborene Josh Kim legt nach mehreren Kurzfilmen seinen ersten Spielfilm vor, der auf Geschichten aus Rattawut Lapcharoensaps Roman „Sightseeing“ (genau vor 10 Jahren in Deutschland erschienen) basiert. Nach seiner Weltpremiere bei der Berlinale gewann der thailändische MEIN BRUDER, DER HELD verschiedene Festivalpreise, z.B. in Tel Aviv, Toronto, L.A. und Oslo. Sowohl Jurys, das Publikum wie auch Kritiker wurden von der vielschichtigen, zurückhaltenden Inszenierung überzeugt. Die monatliche Filmreihe homochrom zeigt MEIN BRUDER, DER HELD im Februar in Programmkinos in Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln und Oberhausen. Der Eintritt kostet je nach Kino zwischen 6-8€. Weitere Infos unter www.homochrom.de. Termine: So 14/02/16, 18:30, Schauburg Dortmund Mo 15/02/16, […]

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Film: Stonewall

Wer wirft den ersten Stein? Emerichs Film „Stonewall“ In den USA hat ja der schwule Regisseur Roland Emmerich („Independence Day“, „2012“) viel Häme und heftige Kritik für den erfundenen kaukasischen „Stonewall“-Hauptcharakter einstecken müssen, der den ersten Stein des Aufstands wirft. Eigentlich soll dies eine Trans*-Person getan haben (wobei sich Aussagen zu den Ereignissen und der Zusammensetzung des Stonewall-Klientels teils widersprechen). Bei solch einem ikonischen Geschichtsmoment wollen LGBT-Blogger/Aktivisten keine Kompromisse hinnehmen – und sollten es auch nicht unbedingt. Allerdings sind die motzigen Stimmen aus der US-Szene bereits für das vorzeitige Aus der HBO-Serie „Looking“ mitverantwortlich und meckerten auch, dass in „The Danish Girl“ (Start 07.01.) die Rolle der Transsexuellen Lilli Elbe von einem Cis-Mann gespielt wird. In letzter Zeit scheinen die Wachhunde der LGBT-Szene bei jeder politischen Inkorrektheit wie blöde zu kläffen, statt die Repräsentation konstruktiv zu fördern. Den letzten Todesstoß hat Emmerich seinem Film allerdings selbst versetzt, als er in einem Interview erzählte, dass Danny ein Eingeständnis an ein (heterosexuelles) Mainstream-Publikum ist und er sich als schwuler und weißer Regisseur in sein Werk einbringen müsse. Ob sich Emmerich je gefragt hat, welcher Mainstream den Film sehen will, wenn die dargestellte LGBT-Szene durch die Änderungen vergrault ist? „Stonewall“ ist halt kein Weltkriegs-Thriller-Drama wie „The Imitation Game“ und keine Komödie à la „Birdcage“ und floppte mit 187.674$ an den US-Kinokassen. In Deutschland wurde der Film der Presse erst drei Tage vor Kinostart gezeigt – und zusätzlich noch ein Veröffentlichungsverbot für die nächsten 36 Stunden verhängt. Aber diese Maßnahme, um die Aufmerksamkeit kurz […]

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Film: Unter der Haut

Das Schweizer Ehepaar Frank und Alice zieht mit ihren drei Kindern aufs Land, doch Frank wirkt nicht sonderlich glücklich darüber. Als Alice herausfindet, dass sich Frank auf schwulen Dating-Portalen herumtreibt, schwant ihr auch so langsam, warum. Der Debütfilm von Claudia Lorenz bringt zwar keine neuen Einsichten ins späte Coming-Out, wechselt wie bereits „Dem Himmel so fern“ zur Perspektive der Frau, stellt aber die Thematik realistisch und unaufgeregt dar. Ab 19.11. im Verleih von Pro-Fun in den Kinos.

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Film: El Club

Vier ehemalige chilenische Priester leben zusammen mit einer Nonne in einer Wohngemeinschaft in einem Küstenörtchen und verleben entspannte Tage, indem sie sich mit Hunderennen etwas Geld verdienen. Doch dann zieht ein neuer Priester ein und ein Obdachloser stört ihren Frieden mit Vorwürfen sexueller Belästigung. Der neue Film von Pablo Larraín (Oscar-Nominierung für „No“) beschäftigt sich mit düsteren Vergehen der katholischen Kirche. Am 05.11. bringt Piffl Medien den kritischen und fesselnden Berlinale-Beitrag und Chiles Oscar-Einreichung in die deutschen Kinos.

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Film: Predestination

Ein Zeitreise-Agent (Ethan Hawke) versucht, dem so genannten „Fizzle Bomber“ das Handwerk zu legen, und reist dafür zurück in die 1970er. Sich als Barkeeper ausgebend lernt er einen Autor kennen, der unter dem Pseudonym „Die unverheiratete Mutter“ für Zeitschriften schreibt und angeblich die außergewöhnlichste Lebensgeschichte zu erzählen hat. Der Agent bietet dem Autor an, mit durch die Zeit zu reisen und sich an der Person zu rächen, die für sein Schicksal verantwortlich ist. Dieser verschlungene Sci-Fi-Drama von den Spierig-Brüdern basiert auf einer Kurzgeschichte von Science-Fiction-Ikone Robert A. Heinlein („Starship Troopers“) und gewann u.a. vier australische Filmpreise. „Predestination“ ist einer der sehr seltenen gelungenen Sci-Fi-Filme mit queerer Thematik. Leider wurde die deutsche Synchro schlecht abgemischt, weswegen der Film besser als OmU genossen werden sollte. Bereits klammheimlich auf DVD/BD erschienen gibt es im September im Rhein-Ruhr-Gebiet die Gelegenheit, den Film in verschiedenen Kinos in der Filmreihe homochrom zu sehen.

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Film: Aya Arcos

Der Schriftsteller Edu weiß nicht, was er schreiben soll, denn die ambivalente Beziehung zum deutlich jüngeren Stricher Fábio blockiert ihn trotz Leidenschaft und gutem Sex. Aber Fábio pfeift auf Sicherheiten, während der ältere Edu nicht mehr so konsequenzenlos leben will. Zudem geht auch ein Freund von Fábio dazwischen… Seinen ersten Spielfilm hat der aus Köln stammende und in Berlin lebende (Video-)Künstler und Werbefilmer Maximilian Moll selbst finanziert und in Brasilien gedreht. „Aya Arcos“ ist ein raueres Drama. Leicht kammerspielartige Szenen brechen sich durch brillante nächtliche Außenaufnahmen. Nach verschiedenen Festivals (Premiere in Montreal) und Aufführungen in Berlin und München wird der verleihlose Film am 12.09. um 21:00 Uhr im Kölner Filmforum NRW aufgeführt. Weitere Termine in Planung.

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5. Filmfest homochrom

Das einzige schwul-lesbisch-bi-transsexuelle Filmfestival der Metropole Rhein-Ruhr wird in seinem 5. Jahr auf sechs Tage in Köln und 5 Tage in Dortmund verlängert und könnte bereits das zweitgrößte LGBT-Filmfestival in Deutschland werden. In 26 Programmen werden 60 Kurz- und Langfilme aus 21 Ländern gezeigt (von 1200 eingereichten und berücksichtigen Filmen); viele davon konkurrieren um die Publikumspreise „Chromie“ für Langfilm und Kurzfilme. Wir feiern zwei Welt-Premieren von in NRW produzierten Dokumentarfilmen über Kasachstan und Tunesien sowie zwei internationale, eine Europa- und neun Deutschland-Premieren. Der Anteil der deutschen Erstaufführungen steigt in diesem Jahr auf 66% der Langfilme – und insgesamt auf über 85%. Mehr als der Hälfte der Langfilme stammt von (Ko-)Regisseurinnen und zurzeit hat keiner der Filme des 5. Filmfests homochrom einen deutschen Verleih. In diesem außergewöhnlichen Programm befinden sich Langfilme aus Deutschland, Frankreich, England, Norwegen, Indien, Kenia, Australien, Kanada, den USA; die Kurzfilme decken noch ein breiteres internationales Spektrum ab: zusätzlich Filme aus Mexiko, Brasilien, Georgien, Ungarn, Schweden, Tschechien, Dänemark, Österreich, Griechenland, Italien, Israel. Eröffnungsfilm des 5. Filmfests homochrom wird der mehrfach ausgezeichnete MARGARITA, WITH A STRAW (NRW-Premiere), der die (selbstbestimmte) Sexualität von Menschen mit Körperbehinderung thematisiert – ebenso wie der schwule Kurzfilm HOLE, den homochrom-Leiter Martin Wolkner vom TLVfest mitbringt, wo er in der intern. Kurzfilmjury saß, die HOLE einstimmig ausgezeichnet hat. Als Abschlussfilm zeigen wir den Sundance-Hit TANGERINE (in Kooperation mit Cologne Conference). In diesem Jahr setzen wir mit drei Dokumentarfilmen einen Fokus auf das Thema Sport, das leider nach wie vor stark mit Homophobie und Diskriminierung belegt […]