Lederschneider, Maßanfertigungen, Leather, Gear, Tysk: ist eine Fetischmarke aus Berlin. Kern ist die Maßanfertigung von Kleidungsstücken, von der Lederhose für den Alltag bis hin zum kompletten Outfit für die Fetischparty, die jedes ein Unikat darstellen.
BOX sprach mit Tysk-Macher Tim Szyska über seine Arbeit und Tsyk.
BOX : Hallo Tim, Du bist Ledermaßschneider in Berlin. Wo bist du geboren und aufgewachsen?
Ich bin in Berlin geboren und aufgewachsen und fühle mich in dieser lebendigen Stadt so verwurzelt, dass ich hier nicht wegziehen möchte.
Zu Beginn möchte ich noch sagen, dass ich für die bessere Verständlichkeit nur in der männlichen Form antworte, aber selbstverständlich alle Genderformen angesprochen sind, und bei mir jede Person unabhängig vom Geschlecht willkommen ist.
BOX: Du hast eine Ausbildung als Schneider und Schnittmacher. Galt deine Vorliebe direkt zu Beginn dem Lederfetisch oder entwickelte sich diese erst in deiner Ausbildung?
Den Fetisch hatte ich weit vor meiner Ausbildung – Ich glaube er begann im Alter von 17 Jahren. Mich reizte schon immer der Geruch, das besondere Geräusch beim aneinander reiben und die Haptik. Während meiner Ausbildung kaufte ich mir eine Ledernähmaschine und fing an mit dem Ändern und Nähen von Leder für mich und Freunde.
BOX: Vor Jahren war in der schwulen Welt das Wort Lederszene ein Synonym für Fetischszene. Ist Leder für dich dein spezieller Fetisch oder mehr?
Es war ein Synonym für einen bestimmten Teil der Szene. Zu der Zeit, als ich in die Szene kam, war jeder Fetisch getrennt. Es gab Leder-/Gummi-/Skinfetisch und weitere.
Leder ist für mich ein Fetisch von vielen, der mich reizt. Mittlerweile ist es die Mischung von verschiedenen Fetischen spannend für mich und die Art, meinen Fetisch auszuleben.
BOX: Was brachte dich dazu, aus deiner Leidenschaft und deinem Handwerk einen Beruf und dazu noch ein Unternehmen zu machen?
Während meiner Ausbildung sagte meine Ausbilderin zu mir, dass man sich für die Selbstständigkeit als Schneider eine Nische suchen müsse, um erfolgreich zu sein. Damit war die Idee geboren, meine Leidenschaft und Fetisch zum Beruf zu machen.
BOX: Sind deine Arbeiten mehr auf die Welt der Fetischszene ausgerichtet oder stehen sie für einen individuellen Bekleidungsstil?
Das ist sehr individuell, da in meinen Laden ganz verschiedene Kunden kommen. Es gibt den klassischen Lederkerl, der ganz klar ein Fetisch Lederoutfit haben möchte. Es gibt den Harley-Fahrer, der passend zu seinem Motorrad eine Lederjacke sucht. Bis hin zur Frau, die sich einen klassischen Lederrock wünscht, der perfekt sitzt.
BOX: Kann jeder Leder tragen? Wie gehst du mit Kunden um, wo du den Eindruck hast, dass seine Wahl nicht zu ihm passt?
Ja, jeder kann Leder tragen!
Ich nehme mir für jeden Kunden individuell Zeit, um herauszufinden, was er möchte und was zu seinem Körper und zu seiner Figur passt.
BOX: Richtet sich dein Angebot speziell an schwule Männer oder alle interessierten Menschen? Und geht es über Lederbekleidung hinaus?
Bei mir ist jeder willkommen!
Ich habe in der Regel keine Öffnungszeiten, zu denen man in den Laden kommt, sondern man vereinbart vorab einen persönlichen Beratungstermin. Das garantiert, dass ich mir Zeit nehmen kann, man sich im Laden sicher und unbeobachtet fühlen kann und ich auch gerne die Vorhänge schließe, um unerwünschte Blicke durch das Schaufenster zu vermeiden. Kunden können frei über ihren Fetisch erzählen und gemeinsam finden wir heraus, wie das perfekte Lederoutfit aussehen soll.
BOX: Siehst du den Fokus deines Angebotes als eine Nische innerhalb des LGBT- Mainstreams oder glaubst du, dass Leder weitaus repräsentativer für den „typischen schwulen Mann“ ist und das, was er sucht?
Mittlerweile tragen sehr viele Menschen aus der queeren Szene Leder wie beispielsweise einen Harness, ohne einen Lederfetisch zu haben. Daher richtet sich mein Angebot an Alle, die etwas Neues ausprobieren möchten oder Lust auf Leder haben.
BOX: Worin unterscheidest du dich von anderen Fetisch- und Ledershops?
Zu meinen besonderen Merkmalen zählen Offenheit, Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen.
Ich schaffe dadurch eine Atmosphäre, wo sich Kunden wohlfühlen, gut und ungestört beraten werden und sich sicher fühlen können.
Zusätzlich zeichnet sich mein Angebot durch ein großes Größenspektrum aus, bei dem jeder unabhängig vom Körpertyp etwas findet. Ich fertige auf Maß, was garantiert, dass alles gut sitzt und hohen Tragekomfort bietet.
BOX: Wie können interessierte Menschen dein Angebot annehmen? Wie läuft eine Bestellung ab?
Zunächst vereinbart man einen Termin bei mir. Das geht persönlich im Laden oder auch als Onlineberatung. Termine hierfür sind auch kurzfristig möglich. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit auch im Onlineshop auf der Webseite von Tysk Berlin zu bestellen, wo viele Produkte verfügbar sind.
Alle drei Monate bin ich in Köln und biete Beratung und Vermessen für Maßanfertigungen an. Dabei gibt es 3 Schritte, die aus Beratung, Anprobe und anschließendem Fitting bestehen. Für ein Lederoutfit, das wirklich gut sitzt.
Mehr zu Tysk auf: tsyk.berlin