Pride 24: Eine kurze Geschichte der Regenbogenflagge

Die originale Regenbogenflagge
Die originale Regenbogenflagge

1978 entwarf der Künstler Gilbert Baker aus San Francisco ein neues Symbol für die LGBTQ-Gemeinschaft: die ikonische Regenbogenflagge.

Das Komitee für die Gestaltung des Gay Freedom Day in San Francisco stellte 1.000 Dollar zur Verfügung, um die ersten zwei Regenbogenflaggen anzufertigen. Seit den beiden achtfarbigen Originalen bei der Parade zum Gay Freedom Day 1978 in San Francisco und den 400 sechsfarbigen Fahnen, die im darauffolgenden Jahr entlang der Market Street gehisst wurden, ist die Regenbogenflagge zu einem universellen Zeichen für die Vielfalt, die Kraft und die Solidarität innerhalb der LGBTQ+ Gemeinschaft geworden und wird bei Pride-Feiern in aller Welt verwendet.

Die ursprüngliche Version der Flagge hatte acht Farben, wobei jede Farbe für verschiedene positive Aspekte der Menschlichkeit und des Lebens steht und damit die Vielfalt und Inklusivität der LGBTQ+ Bewegung ausdrücken soll:

Pink: Sex, Rot: Leben, Orange: Heilung, Gelb: Licht, Grün: Natur, Türkis: Magie/Kunst, Indigo (später königsblau): Harmonie, Violett: Spiritualität

Durch Herstellungsprobleme mit den Farben wurde die Flagge später auf jene sechs Farben reduziert, die heute am bekanntesten sind:

Rot: Leben, Orange: Heilung, Gelb: Licht, Grün: Natur, Königsblau: Harmonie, Violett: Spiritualität

War die ursprüngliche Regenbogenflagge als universelles Symbol der LGBTQ+ Gemeinschaft gedacht, zeigte die Realität in den USA, dass bestimmte Gruppen innerhalb der Gemeinschaft, wie Farbige und Transgender-Personen, unterrepräsentiert waren.

So führte man im Jahr 2017 zum Pride in Philadelphia zwei zusätzliche Streifen (Schwarz und Braun) in die Regenbogenflagge ein, um Farbige („People of Color“) innerhalb der LGBTQ+ Gemeinschaft sichtbarer zu machen und auf ihre Diskriminierungen hinzuweisen. Ein Jahr später (2018) entwarf Daniel Quasar die Progress Pride Flag, die neben den ursprünglichen sechs Farben der Regenbogenflagge auch Streifen in Hellblau, Hellrosa und Weiß enthält, die von der Transgender-Flagge übernommen wurden. Diese Streifen symbolisieren Transgender-Personen und diejenigen, die sich außerhalb des binären Geschlechtersystems identifizieren.

Progressive Pride Flag
Progressive Pride Flag

Während Viele die zusätzlichen Farben als notwendige Anerkennung spezifischer Erfahrungen und Identitäten begrüßen, fühlen sich andere Gruppen nun durch diese Heraushebungen nicht repräsentiert und fordern ihrerseits weitere Änderungen an der Symbolik, was zu weiteren Anpassungen der Regenbogenflagge führte.

Genau dieses Hinzufügen von spezifischen Farben und Symbolen für immer mehr Gruppen in die Regenbogenflagge kritisieren Andere. Damit verlöre die Regenbogenflagge ihren Charakter als einigendes, starkes und universelles Symbol und werde stattdessen zu einem Symbol der Fragmentierung der LGBTQ+ Gemeinschaft und ihrer Teilung in verschiedene Untergruppen.

Feiernde beim Pride
Feiernde beim Pride

Ähnlich die Kritik jener, die sagen, dass zusätzliche Farben und Symbole die Einfachheit und Klarheit der Flagge verwässern. Die Flagge werde überladen und ihre visuelle Wirkung geschwächt. Die ursprüngliche Botschaft der Vielfalt und Inklusivität ginge verloren und würde ins Gegenteil verkehrt.

Eine fundamentalere Kritik kommt von einer anderen Seite: immer öfter ist die Regenbogenflagge Zielscheibe des Hasses und der Anti-LGBTQ+-Agenda von homophoben Gruppen und politischen Kräften: Diese behaupten, die Regenbogenflagge sei das Symbol für eine politische Agenda der LGBTQ+ Bewegung, die darauf abziele, „traditionelle Familienwerte und gesellschaftliche Normen“ zu zerstören.

Ihre Präsenz und Sichtbarkeit (und damit der LGBTQ+ Bewegung) würde genutzt, eine Lebensweise zu akzeptieren und zu unterstützen, die die „normale Bevölkerung“ ablehne. Und, das Sichtbarmachen der LGBTQ+ Bewegung im öffentlichen Raum hätte schädlichen Einfluss auf Kinder, verwirre diese in ihrer Entwicklung („Verführung der Kinder zu LGBTQ+“).

Geht man den Argumenten auf den Grund, spiegeln sich nur altbekannte Vorurteile und Ablehnungen, mit denen Homosexuelle und queere Menschen schon immer diskriminiert und verfolgt wurden.

Gilbert Baker
Gilbert Baker

Egal welche Farben du zeigts: Am Ende gewinnt die Liebe.

Info: gilbertbaker.com/