Peitschenhiebe für Homo-Sex

In der indonesischen Provinz Aceh ist die angekündigte Verschärfung des Strafrechts in Kraft getreten. Nun drohen Homosexuellen, die beim Sex erwischt werden, bis zu 100 Peitschenhiebe.
Im vergangenen Jahr hatte das Sultanat Brunei auf der Insel Borneo ebenfalls das Strafrecht verschärft. Dabei wird nach der Einführung der Scharia zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen unterschieden. Muslime müssen mit einer Steinigung (Todesstrafe) rechnen, Nicht-Muslimen droht eine Strafe bis zu 10 Jahren Haft.

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Fakten zu Aceh und Indonesien:
Aceh ist eine indonesische Provinz an der Nordwestspitze der Insel Sumatra, in der ca. 5 Millionen Menschen leben (Indonesien 250 Millionen Einwohner). Die Bevölkerung von Aceh unterscheidet sich ethnisch von den übrigen Indonesiern. Schon zu Kolonialzeiten war Aceh eine der Provinzen, die stärksten Widerstand gegen die Besatzung und Ausplünderung durch die Kolonialmacht Niederlande leistete. Dazu trug der schon immer strenge Islam bei, der hier vorherrscht.
Auch nach der Unabhängigkeit Indonesiens setzte sich ein Unabhängigkeitskampf fort. Erst nach dem verheerenden Tsunami 2004, bei dem 300.000 Menschen starben, kam es zu einer Befriedung, bei der der Provinz weitgehende Autonomierechte zugestanden wurden. Hierzu gehört auch eine Autonomie in der Strafgesetzgebung.
So wurden mit der Einführung der Scharia als maßgebliches Recht die persönlichen und religiösen Freiheitsrechte massiv eingeschränkt. Frauen dürfen seit Januar 2010 keine engen Hosen mehr tragen, wenn sie nicht einen knöchellangen Rock darüber ziehen. Unverheiratete Paare dürfen nicht zu eng nebeneinander sitzen. Trotz Protesten in anderen Teilen Indonesiens wurden diese Regelungen verschärft und sexuelles Verhalten weiter eingeschränkt. Unangepasstes Verhalten wird von einer Scharia-Polizei in Aceh geahndet.
In Indonesien ist Homosexualität, anders als in vielen anderen muslimischen Ländern, legal – mit Ausnahme der teilautonomen Provinz Aceh. Traditionell wird Homosexualität ignoriert oder eher toleriert, was auch starken säkularen Strömungen zu verdanken ist, wie sie bis in die sechziger Jahre durch die starke kommunistische Bewegung vertreten wurden. Sogar in den Medien treten einige homosexuelle oder transsexuelle Prominente offen in Erscheinung.
Das Erstarken des radikalen Islam seit den 1980er Jahren ist u.a. eine Nachfolge des Massenmordes an Mitgliedern und Sympathisanten der kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) und chinesischstämmigen Bürgern. Teile der indonesischen Armee unter dem Kommando des Generals Suharto übernahmen in Indonesien 1965–1966 die Herrschaft.
Unterstützt wurde der Staatsstreich durch den Westen und vor allem Großbritannien und die USA, die angesichts des Vietnamkrieges eine Ausbreitung des Kommunismus befürchteten. Hierbei wurden zwischen 500.000 und 1 Million Menschen umgebracht, darunter viele Intellektuelle und Vertreter einer säkularen Gesellschaft.
Die fundamentalistischen Strömungen werden durch Länder wie Saudi Arabien und die Golfstaaten unterstützt, vor allem finanziell. Hierdurch ist Homosexualität zum Gegenstand politischer Auseinandersetzung geworden. So wurde eine AIDS-Aufklärungsveranstaltung durch eine Gruppe fanatischer Gläubiger angegriffen.