Unser Mann für interessante Interviews im Bereich Leder & Fetisch, Tyrone Paul Rontganger, sprach mit Patrick Smith, dem amtierenden Int. Mr. Leather 2015 aus Los Angeles.
BOX: Hi Patrick, wir haben uns im März das letzte Mal getroffen. Ich war bei dir in der Jury, als du zum Mr. Los Angeles Leather gewählt wurdest. Hattest du mit dem Titelgewinn überhaupt gerechnet?
Patrick: Hi Tyrone. Ja, das ist schon ein paar Monate her! Unglaublich! Ich hatte damals schon große Hoffnung, den Titel ‚Mr. LA Leather‘ zu gewinnen. Mein Vorgänger, Eric Paul Leue, hatte damit so viel erreicht, was ihm das Leben stark veränderte. Dadurch war er in der Lage, der Community viel zurück zu geben. Ich wollte auch diese Möglichkeit, etwas Großartiges zu machen. Los Angeles ist eine tolle Weltstadt und es ist mir wirklich eine große Ehre, die Verantwortung für die Ledercommunity dieser Stadt bescheiden zu vertreten und ich nehme diese Verantwortung auch sehr ernst.
BOX: Du sprichst von Eric, Mr. LA Leather 2014, der Deutscher ist. Du hast den Titel dieses Jahr, obwohl du selber Kanadier bist. Was sagt das eigentlich, deiner Meinung nach, über der Leather-Community in Los Angeles aus?
Patrick: Ja, ich komme ursprünglich aus einer kleinen Ortschaft in Kanada, ohne eine große Schwulenszene. Los Angeles ist dagegen kulturell sehr vielfältig, was sich auch in unserer dortigen Leather Community sehr gut widerspiegelt. Egal wem man dort unterwegs begegnet, nur die Wenigsten sind in LA geboren. Viele ziehen in der Hoffnung auf ein neues Leben oder die Erfüllung ihrer Träume hierher. Ich finde es sehr gut, dass wir hier alle so unterschiedlich sind, besonders weil wir uns gegenseitig akzeptieren und offen für Neues sind.
BOX: Ich war öfters in der Jury bei verschiedenen Mister-Wahlen überall in Europa und den USA, aber die Wahl ‚Mr. LA Leather‘ ist von allen am meisten auf die IML-Wahl getrimmt. Hat dir das in Chicago beim IML aber wirklich geholfen?
Patrick: Die Wahl in LA war wirklich anstrengend, aber sie hat mich ganz gut für das „International Mr. Leather“-Wochenende vorbereitet. Alle Teilnehmer bei der Mr. LA Leather-Wahl sind bereits Titelträger von lokalen Bars oder Vereinen und daher konkurriert man dabei schon gegen die Besten in der Stadt. Der Wahlabend hier wird von der Los Angeles Leather Coalition, der LALC, echt super produziert und auf Weltklasse-Niveau inszeniert. Obwohl der Wahltag für mich gar nicht einfach war, freue ich mich, dass ich es erleben durfte. Bis ich dann auf der großen Bühne in Chicago stand, hatte ich daher schon erlebt, wie es ist, da halbnackt in Leder herumzulaufen und schwierige Fragen vor einem riesigen Publikum zu beantworten.
BOX: Da ich dich und Kevin aus Irland schon persönlich kannte und gewählt hatte, habe ich von Berlin aus den Ablauf vom IML in Chicago sehr intensiv verfolgt. Ich fand deine Bühnenpräsenz dort wirklich beeindruckend, du sahst immer entspannt und selbstbewusst aus. Wie war es für dich aber wirklich?
Patrick: Für mich war die innere Stimme am Schwierigsten, die mir immer wieder sagte: “Du darfst es jetzt nicht vermasseln!” Ich wusste bereits, dass ich einen Koffer voll mit toller Lederkleidung und mir auch eine sehr gute Rede eingeprägt hatte. Außerdem hatte ich davor mehrere wirklich strenge Wochen im Fitnessstudio verbracht. Ich hatte alles Mögliche getan, um mich darauf vorzubereiten und daher ging es mir darum, nichts zu tun, was das alles aufs Spiel setzen könnte. Ich mag zwar sehr selbstbewusst ausgesehen haben, aber natürlich hatte ich Angst, dass ich dem Druck von der Wahl gegen so viele tolle Mitstreiter nicht standhalten würde, zum Beispiel meine Rede vergessen oder mich auf der Bühne irgendwie sonst blamieren. In solchen Situationen muss man einfach den Kopf freimachen und mutig voranschreiten und das habe ich dann auch so gemacht.
BOX: Als du auf der Bühne in Chicago hin-und-her herumliefst, mit nichts mehr an als einem Lederjockstrap, saß deine Mutter im Publikum. War das nicht schwierig für dich?
Patrick: Ja, sie war dabei, aber hast du nicht gesehen, was sie anhatte?! Sie trug eine fast durchsichtige Spitzenbluse! Meine Mutter ist einfach toll! Sie war jedes Mal dabei, auch als ich da von der Bühne aus ein paar richtig dreckige Sachen ins Mikrofon sagte. Für manch andere wäre das vielleicht schwierig gewesen, die Mutter dabei zu haben, aber ich fühlte mich die ganze Zeit sehr wohl. Wir haben immer ein tolles, offenes Verhältnis miteinander gehabt und das war eigentlich nur noch ein weiteres Beispiel davon. An beiden Abenden saß sie ziemlich weit vorne und ich konnte sehen und hören, wie sie mich bejubelt hat! Es ist ein unschlagbares Gefühl, von der Familie so akzeptiert und verstanden zu sein, genau wie man ist.
BOX: Da waren dieses Jahr 52 Kandidaten dabei. Warum, nach deiner Meinung, hast ausgerechnet du den Titel ‘International Mr. Leather’ gewonnen?
Patrick: Schön! Endlich eine Frage, zu der ich etwas angeben kann (lacht)! Das Wichtigste beim IML, finde ich, ist die Glaubwürdigkeit. Natürlich macht da die persönliche Geilheit bestimmt etwas aus, aber die Jury sucht einen IML, der offen und freundlich ist und der keine Angst hat, er selbst zu sein. Ich habe dabei immer wieder versucht, mich von meiner authentischsten Seite zu zeigen, ob ich allein mit der Jury in den persönlichen Interviews war oder auf der Bühne vor dem großen Publikum. Und es hat geklappt! Natürlich spielte aber auch meine kohlenhydratfreie Diät eine gewisse Rolle …
BOX: In wieweit hat der IML-Titel dein Leben verändert?
Patrick: Mein Leben ist heute komplett anders als früher! Nicht nur der IML-Titel, sondern auch die zwei vorhergegangenen Siege, die dazu führten. Ich erlebe auf der einen Seite ein großes persönliches Wachstum und dazu kommt die öffentliche Aufmerksamkeit, die mir eine wirkungsvolle Plattform gibt, um einiges zu ändern, oder mindestens die Motivation, es zu versuchen. Dieses Jahr möchte ich nicht nur Orte besuchen, wo es gestandene Leather-Communitys gibt, sondern eher die Ecken in der Welt, wo Menschen aufgrund ihrer sexuellen Vorlieben ausgegrenzt und verfolgt werden. Ich sehe es als unserer aller Pflicht, die Schwulen und Lesben in Afrika, Russland und sonst wo zu unterstützen und ihnen eine Stimme zu verleihen. Ich will etwas zur Bewusstseinsbildung beitragen und diesbezüglich die Politiker dieser Länder zur Rechenschaft für ihre Taten ziehen. Ich werde mir definitiv kein Blatt vor den Mund halten und ihr werdet die nächsten Monate bestimmt viel darüber hören.
BOX: Du kommst dieses Jahr nach Berlin zum Folsom. Besuchst du dabei Deutschland zum ersten Mal?
Patrick: Ja, ich war noch nie in Deutschland und bin sehr gespannt! Man hat mir schon mehrfach gesagt, ich darf dort ganz viel Sex erwarten und ich hoffe, das wird sich am Folsom bewahrheiten! Da ich mich für die deutsche Geschichte interessiere und auf die lebendige Lederszene dort sehr gespannt bin, freue mich schon riesig auf diesen allerersten Besuch in der deutschen Hauptstadt. Als du in Los Angeles warst, Tyrone, hast du mir selber ganz viel von Berlin erzählt und Eric Paul Leue hat das alles nur bestätigt. Ich glaube, ich werde dort eine Menge Spaß haben …
BOX: Dann sehen wir uns zum Folsom! Ich freue mich auch sehr, dass du auch bei meinem Fetischkonzert im Publikum dabei sein wirst.
Patrick: Ich freue mich auch schon darauf! Das wird eine ideale Gelegenheit bieten, mit vielen geilen deutschen Kerlen ganz entspannt zu reden und sie persönlich kennenzulernen.
Stats:
Patrick Smith
INTERNATIONAL MR. LEATHER 2015
Eagle LA Mr. Leather 2015
Mr. Los Angeles Leather 2015
Alter: 29 Jahre
Beruf: Geschäftsentwicklungsmanager bei Marvel StudiosStats:
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