Mr. Puppy Europe 2015

Während des Leather Pride Belgium im Februar letzten Jahres gewann der Niederländer Kriszly de Hond die allererste Wahl zum „Mr. Puppy Europe 2015“. Hier im exklusiven Interview für BOX mit Tyrone Paul Rontganger erzählte er uns über Puppykissen, heterosexuelle Kätzchen und die Liebe auf allen Vieren.

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BOX: Pup Kriszly, warum wolltest du der erste Mr. Puppy Europe werden?
Pup Kriszly: Eigentlich wollte ich den Titel gar nicht! Es war hier die erste Puppy-Wahl und ich wollte nur mitmachen und Teil davon sein! Ich war früher als Puppy und auch als Mensch sehr schüchtern und mich auf der Bühne vor einem großen Publikum zu zeigen, das war wirklich ein großer Schritt für mich. Ich bin seitdem richtig erwachsen geworden. Während der zweitägigen Wahl habe ich zum ersten Mal Puppys aus anderen Ländern kennengelernt und sie waren ganz anders als die, die ich bis dahin kannte. Ich habe viel von ihnen gelernt und mich richtig gehen lassen und das war echt fantastisch! Außerdem finde ich es schon wichtig, Teil einer Community zu sein und für andere da zu sein, während sie ihren eigenen Weg in der Puppywelt finden.

BOX: Warum wolltest du überhaupt ein Puppy werden?
Pup Kriszly: Ich war bei einem Freund zu Besuch, als dort zwei Puppys auftauchten. Das kannte ich gar nicht, hatte nicht mal davon gehört, aber es war für mich faszinierend, wie sie im Halsband und mit einem Hundekissen herumliefen. Alle saßen auf dem Sofa, nur sie nicht: Sie saßen auf diesem Kissen! Als sich einer dann eine Dog-Maske anzog, fand ich das so niedlich, dass ich sie mit Fragen quasi bombardierte! Ich blieb mit den beiden danach in Kontakt und erfuhr immer mehr davon. Ein paar Monate später kaufte ich mir selbst eine Dog-Maske. Ich war richtig stolz darauf!

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BOX: Was genau ist ein Puppy?
Pup Kriszly: Vorweg möchte ich sagen, dass Puppy-Play nichts mit echten Hunden zu tun hat und sich nicht um etwas Bestialisches handelt. Ein menschliches Puppy ist ganz einfach jemand, der sich gern in die mentale bzw. physische Rolle eines Hundes hineinversetzt, und Puppys kommen daher in vielen verschiedenen Formen. Für Manche ist es ein intensives Rollenspiel oder sogar ein Lifestyle. Für Andere ist es ein Weg, der Verantwortung des Alltags zu entfliehen und jugendfrischen Spaß mit Anderen zu haben. Und doch für das Eine ist es nur die Suche nach etwas Aufmerksamkeit oder der Versuch, die eigenen Sorgen kurz zu vergessen. Und dann gibt es die Puppys, die ihre Menschlichkeit komplett vergessen: Sie gehen fast nur auf allen Vieren, bellen, quengeln und knurren. Sie spielen mit Spielzeugen und Quietschtieren, lecken und schnüffeln. Ein Puppy kann eigentlich alles sein.

BOX: Wie wird man denn Puppy? Braucht man einen Trainer oder bestimmte Klamotten?
Pup Kriszly: Außer Interesse braucht ein Puppy eigentlich gar nichts! Natürlich hilft es, wenn man Knieschoner und Fausthandschuhe zum Schutz hat, denn man verbringt schon etwas Zeit auf allen Vieren! Sonst ist es dir komplett selbst überlassen. Manche sind nackt und andere bevorzugen Gummi, Leder oder Sportswear-Sachen. Ich schlage immer wieder vor, am Anfang allein zu Hause zu üben: Vorerst dort auf allen Vieren laufen, denn von der Lage aus nimmt man die Welt ganz anders wahr und es kann anfangs erschrecken. Wenn man sich da denn wohlfühlt, kann man es in einer Bar oder auf einer Party versuchen. Es macht schon großen Spaß, von dem Winkel aus die Stiefel, Beulen und Ärsche zu betrachten!
Einen Trainer braucht man nicht unbedingt, obwohl sie in vielen Situationen wirklich sehr hilfreich sind. Als Puppy vergisst man schnell die Zeit, man kann auch schlecht eine Tasche tragen, und bei sowas ist dann ein Trainer immer sehr gut.

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BOX: Wenn ich aber so an einen Typen auf allen Vieren mit Halsband und Knieschoner denke, mit einem Trainer im Hintergrund, denke ich irgendwie gleichzeitig an SM …
Pup Kriszly: Betrachten wir ein Puppy als einen menschlichen Hund: Tyrone, würdest du deinen Hund schlagen, treten oder sonst misshandeln? Stattdessen weißt du, dass man in der Erziehung bestimmend aber auch einfühlsam sein soll. Ein Lob, eine Streicheleinheit, ein Leckerli oder eine Umarmung – das ist es, was Puppys brauchen. Natürlich kann man sich als Puppy für Bondage, Spanking oder Keuschheit interessieren, aber das ist nicht maßgebend.

BOX: Kann dann ein Puppy auch ein Master oder Top sein?
Pup Kriszly: Für mich sind ein Master und ein Top zwei ganz verschiedene Typen. Ein Master kann durchaus gern ein Bottom sein und nicht alle Tops sind auch Master! Gewiss, nicht jedes Puppy ist devot und demnach muss es auch nicht unbedingt ein Bottom sein. Es gibt natürlich unter uns Puppys wie bei den Hunden eine Rudelhierarchie, und daher gibt es auch Alphatiere, die andere Puppys dominieren. Sie sind dann meistens etwas aggressiver, lauter und größer, aber sie dürfen trotzdem nicht gewalttätig sein.

BOX: Wo kommt das alles eigentlich her?
Pup Kriszly: Viele behaupten, wir seien ein neues Phänomen, aber das stimmt nicht. Es gibt Zeichnungen aus dem antiken Rom, wie sich dort Menschen als Tiere verkleideten und die Ureinwohner Amerikas haben es auch vor der Jagd öfters gemacht. In der schwulen Szene fing es erst vor ca. 40 oder 50 Jahren richtig an, als eine Art Bestrafung für BDSM-Sklaven. Bis die Jungs dann anfingen, ihre Rolle zu genießen! Puppys waren aber bis neulich eine vereinzelte Erscheinung und mittlerweile gibt es Tausende von uns, überall.

BOX: Ja, Puppys sieht man immer häufiger auf den großen Fetischveranstaltungen. Warum ist es heute so beliebt?
Pup Kriszly: Ich glaube, weil es eine sichere Art und Weise ist, vieles in der schwulen BDSM-Szene zu entdecken. Viele Typen sind ganz jung und neu in der Szene und haben zum Teil das falsche Bild davon im Kopf. Sie denken an dicke, alte Männer in Leder, die sie sexuell versklaven wollen und haben natürlich Angst davor. Natürlich wissen wir, dass das nicht stimmt, aber die sexuelle Herausforderung dieser Art mit gleichaltrigen und verspielten Jungs ist bei weitem nicht so beängstigend. Puppys sind in der Regel Aussehen, Figur und Geschlecht egal. Puppys vergessen die Unterschiede unter sich und spielen lieber miteinander. Dabei kann man die eigenen sexuellen Interessen besser und entspannter erforschen.

BOX: Muss dann ein Puppy jung sein?
Pup Kriszly: Überhaupt nicht! Die Begrenzungen liegen nur dort, wo man sie aufzieht. Es gibt sogar ein Puppy in Großbritannien, das gerade 60 geworden ist und er ist trotzdem ein hübsches  Energiebündel!

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BOX: Sind alle Puppys schwul?
Pup Kriszly: Obwohl es in der Heterowelt eigentlich ein Tabuthema ist, gibt es auch da Puppys. Meistens spielen sie aber nur zu Hause und gehen nicht weg. Und in der Regel sind die Trainer Dominas und ihre Typen dann die Subs. In den Niederlanden gibt es große gemischte Fetischpartys, wie z.B. Wasteland, und da sind auch die Heteros unterwegs. Obwohl sie Fetisch meistens ganz anders betrachten und tragen, gehe ich gern auf diese Partys. Die Puppys dort sind meistens sehr schüchtern und reserviert, aber dort gibt es oft auch viele Kätzchen, die ich dann gerne durch den Veranstaltungsort jagen kann. Meistens bekomme ich danach aber Ärger …

BOX: Ein Puppyleben ist offenbar sehr witzig! Wie gehst du dabei mit den Mister-Verpflichtungen um?
Pup Kriszly: Meine Hauptpflicht ist es, die europäische Puppyszene zu vertreten und das habe ich für mich selbst interpretiert.  Ich bin auf den größten europäischen Events persönlich dabei und war bisher überall unterwegs, sogar in Chicago. Ich zeige sehr gerne, wie es ist, ein Puppy zu sein und warum es andere probieren sollen. Viele kontaktieren mich über das Internet, weil sie Fragen oder sogar Probleme haben und ich helfe ihnen, so gut ich kann. Letztes Jahr habe ich meine erste Puppy-Party in der „Scheune“ in Berlin organisiert, die ein Riesenerfolg war! Sowas möchte ich auch in Zukunft weitermachen, die Menschen zusammenzubringen. Denen zu helfen, die es brauchen. Ich will auch nach meinem Titeljahr mehr Spielzonen in Bars für Puppys einrichten, damit alle sehen können, wie viel Spaß Puppys haben.

BOX: Ist dein Partner auch gleichzeitig dein Trainer?
Pup Kriszly: So fing es tatsächlich zu Ostern in Berlin zwischen uns beiden an und die Beziehung ist seitdem gewachsen. Wir sind beide Fetischkerle, was echt toll ist, und wir sind beide versatil. Wir haben miteinander daher so viel Spaß, weil wir beide Rollen – Puppy und Trainer – gut kennen. Mein Partner war auch früher selbst ein Titelträger und hat mich in meiner Rolle als Mr. Puppy Europe wirklich sehr viel unterstützt. Er hat mich überall vorgestellt und mir gezeigt, was ich alles daraus machen kann, wenn ich bereit bin, über meinen eigenen Schatten zu springen. Er ist auch wie ich sehr positiv gestimmt und hat einen tollen Humor. Es ist schön, abends neben ihm zu liegen und in seinen Armen einzuschlafen. Ich bin ein sehr glückliches Puppy!

Kriszly de Hond: Mr. Puppy Europe 2015
Name: Kriszly de Hond
Alter: 22
Beruf: Student
Hobbys: Kuscheln, Abenteuer, Spielen, Freunde