Luis Solano gewann die erste Wahl Mr. Leather Spain in Benidorm am 6. November 2015. Hier im Interview für BOX mit Tyrone Rontganger erzählte er uns über ledrige Möglichkeiten, Fetischstrände am Mittelmeer und Sex unter der Klimaanlage.
Name: Luis Solano
Alter: 39
Beruf: Ergotherapeut (Schädel-Hirn-Trauma-Reha)
Hobbys: Archäologie, Fitness, Bodypump, Schwimmen und Reisen
Sternzeichen: Wassermann
BOX: Hola Luis! Was heißt dieser Titel für dich, der erste Mr. Leather Spain zu sein?
Luis: Hola Tyrone! Mir bedeutet dieser Titel etwas sehr Einfaches: Möglichkeit! Der erste Mr. Leather Spain nach etlichen Jahren zu sein, das eröffnet mir so viele Möglichkeiten. Damit kann ich Europa noch mehr als früher bereisen, Anderen aktiv helfen, einen spanischen Fetischverein gründen und daher auch unsere kleine und versteckte Fetisch-Community mitentwickeln und auf den Weg bringen. Natürlich ist es als Titelträger außerdem eine große Möglichkeit, viele andere Leute kennenzulernen, die internationalen Fetischpartys zu besuchen und an dem IML und MLE teilzunehmen.
BOX: Ja, den Titel gab es schon früher einmal.
Luis: In der Tat gab es aber schon den Titel Mr. Leather Spain, aber leider kann ich dazu nichts mehr sagen, als was man sonst auf Google finden würde. Als ich mich auf die Wahl vorbereitete, habe ich mehrere Menschen diesbezüglich gefragt, aber es scheint, dass keiner noch etwas darüber weiß! 1988 und 1995 gewannen die zwei Mr. Leather Spain-Titelträger sogar den MLE-Titel. Warum der Titel dann auf einmal irgendwie ausstarb, weiß ich nicht.
BOX: War es dann nicht besonders schwierig, an einer Mister-Wahl teilzunehmen, ohne überhaupt zu wissen, was den Gewinner erwartet?
Luis: Daran hatte ich nicht gedacht, bis es eigentlich schon zu spät war! Während der Wahl bekam ich genau diese Frage, und ich antwortete nur, dass ich den Titel gewinnen wollte. Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob ich es als Titelträger alles schaffen könnte, was vom Mr. Leather Spain erwartet wird. Die Veranstalter mögen vielleicht eine andere Meinung darüber gehabt haben, aber für uns Teilnehmer waren die Unsicherheit und die unbekannten Erwartungen ja schon etwas schwierig. Eine Wahl zu gewinnen bringt bestimmt Gutes und Schlechtes, und bisher sind die Erfahrungen überwiegend positiv.
BOX: Wonach orientierst du dich dann? Was macht für dich einen guten Titelträger aus?
Luis: Das ist eine gute Frage! Ich hatte bis neulich, kurz vor der Wahl, noch keinen Titelträger kennengelernt. Daher beziehe ich mich auf den aktuellen Mr. Leather Europe, Thorsten Buhl, denn für mich ist er genau das, was ich glaube, dass ein Titelträger sein soll. Er sieht in seinen Ledersachen toll aus; er weiß, was er sagen will und wie er sich ausdrücken soll, und er bleibt dabei immer ruhig und höflich. Seine Meinung über die europäische Leder- und Fetischszene ist auch deutlich: Machen wir alle das Beste daraus, überall in Europa! Die älteren und stärkeren Vereine sollen den Neuen und Jüngeren helfen, selber groß und stark zu werden. Wie er sagt, Brücken bauen in allen Richtungen. Als er nach Benidorm zur Mr. Leather Spain Wahl eingeladen wurde, hat er nicht mal gezögert. Er hat Vertrauen zu uns und ich bin ihm dafür dankbar. Das ist für mich ein guter Mister Leather.
BOX: Was macht einen guten Mr. Leather Spain aus, nach deiner Meinung?
Luis: Er muss Geduld haben, höflich sein und außer spanisch mehrere Sprachen beherrschen, oder mindestens englisch. Er muss europaweit reisen können. Er sollte vielleicht gut aussehen, oder mindestens sexy in Leder. Es ist immer nur subjektiv
BOX: Was willst du noch in deinem Titeljahr erreichen?
Luis: Neben meinem Plan, die Wahl Mr. Leather Spain zu konsolidieren und zu verbessern, würde ich sehr gerne Spanien zum Reiseziel für Fetischkerle machen. Die Typen müssen hier eingeladen werden, nicht nur um unsere Strände zu besuchen, sondern auch unsere Fetischveranstaltungen. Dafür werde ich auf den internationalen Fetischevents in diesem Jahr die spanische Leather-Community persönlich vertreten. Last but not least, will ich die Community verstärken, indem ich unseren Verein „Leather Friends Spain“ promote und mich für mehr BLUF-Partys in Spanien einsetze. Da ich letztes Jahr zwei BLUF-Partys erfolgreich organisierte, arbeite ich zurzeit daran, hier eine spanische BLUF-Gruppe ins Leben zu rufen und dieses Jahr regelmäßige Meetings quartalsweise anzubieten. Ich bin außerdem mit den Organisatoren der Wahl Mr. Rubber Spain in Kontakt, um gemeinsam ein paar interessante Projekte durchzuführen.
BOX: Warum wurde der Titel Mr. Leather Spain überhaupt reanimiert?
Luis: Der Titel hat ja nur ein paar Jahre einfach geruht (*lacht*). Die spanische Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Heute sind die jungen Menschen viel offener und toleranter – sie haben weniger Vorurteile. Mittlerweile findet man Fetischisten überall im Lande, nicht nur in Madrid oder Barcelona, den größten Städten in Spanien. Die Leute reisen auch viel mehr als früher und sie lernen im Ausland Fetischveranstaltungen kennen, die sie auch in Spanien genießen wollen. Die Zeit war daher reif, einen spanischen Fetischverein zu gründen und die Wahl war dafür irgendwie ein Ruf zum Aufwachen! Wir haben hier was zu tun! Wir wollen die Community sichtbar machen, nicht nur durch Veranstaltungen wie Pride Madrid oder Circuit, sondern auch mit Veranstaltungen mit der Zielgruppe Fetisch.
BOX: Du hast vorher von BLUF gesprochen, was Full-Leather-Uniform bedeutet, mit Mütze, Stiefel und auch nur Leder dazwischen. Ist es in Spanien nicht zu warm für eine komplette Lederuniform?
Luis: Was kennst du denn von Spanien überhaupt? Ich komme aus Zaragoza und dort ist es extrem kalt. Viele tragen da Lederjacken und Lederhosen! Aber du hast recht mit dem mediterranen Klima: Für uns hier ist es eher negativ; es ist für Fetischklamotten meistens viel zu warm. Es gibt in Italien oder Süd-Frankreich, wo es auch sonst immer warm ist, trotzdem noch viel mehr Lederkerle als hier in Spanien. Die Touristen, die hierher fliegen, denken meistens nicht an Fetisch, sondern eher an Sonnenschein, Strand, Party und Sangria, oder vielleicht noch an Museen. Spanien ist noch kein Fetisch-Reiseziel. In der Regel fliegt man in den Auslandsurlaub, weil man etwas anderes erleben will, was man sonst im Alltag nicht hat. Die Spanier wollen Fetischveranstaltungen, die Anderen wollen Sonnenschein! Trotzdem wäre hier mein Vorschlag, die Fetischsachen doch im Koffer mitzupacken, denn die meisten Fetischkerle hier haben eine Klimaanlage bei sich zu Hause (*zwinkern*).
BOX: Das Klima mag anders sein, aber wie geht es mit den Themen in der spanischen Fetischwelt? Was ist dort aktuell?
Luis: In erster Linie müssen wir hier überhaupt etwas von Community lernen. Als ich in der Wahl eine Frage über die spanische Community beantworten musste, wusste ich überhaupt nicht, was mit dem Wort Community gemeint wurde! Es existiert hier in Spanien gar keine Fetisch-Community! Wir haben hier keine richtigen Fetischveranstaltungen – die Partys sind geil, wenn du Sneakers oder Sports trägst, aber für einen Gummi- oder Lederkerl gibt es hier gar nichts. Mittlerweile haben wir jetzt den neuen Verein Leather Friends Spain, was ein guter Fortschritt ist, und wir versuchen damit, hier die Idee von Community zu verbreiten. Sonst ist es hier wichtig, wie sonst wo, den Typen die Gefahren von HIV bzw. verschiedensten Geschlechtskrankheiten bewusster zu machen. Das hat die spanische Regierung seit Jahren ganz schön vernachlässigt.
BOX: Wie stellst du dir deine eigenen Mister-Reisen ins Ausland vor?
Luis: Mit der Zeit ist es kein Problem. Auf der Arbeit habe ich Gleitzeit und das heißt, ich kann mir freie Tage sammeln, wenn ich sie brauche. Außerdem habe ich genug Jahresurlaub und kann die Tage meistens nehmen, wie ich will. Meine Chefin unterstützt mich und hilft mir sogar mit der Urlaubsplanung. Nur die Patienten wissen nicht, warum ich so oft unterwegs bin. Mit dem Geld jedoch ist es was anderes! Ich muss noch alle Reisen selbst bezahlen, auch wenn ich mindestens bei den Flügen einen Rabatt erhalte, weil die MLS-Veranstalter auch das Reisebüro Bidu Viajes besitzen. Als ich nach Finnland zur Mr. Leather-Wahl flog, finanzierten sie sogar das Hotel für mich. Sonst bin ich auf die Hilfe von den anderen Vereinen etwas angewiesen, dass sie mir beim Besuch ein wenig helfen: Manche organisieren private Übernachtungen oder bieten kostenlose Eintrittskarten zu den Veranstaltungen an, usw. Sonst muss ich meine Ersparnisse oder Geldgeschenke aus der Familie dafür ausgeben. Vielleicht kennt einer eurer Leser einen Sponsor für mich ?
BOX: Auf der Arbeit gehst du denn mit dem Titel offen um, aber wie sieht es deine Familie?
Luis: Sie sind sehr glücklich! Besonders meine Mutter ist sehr stolz auf mich. Am Tag nach meiner Wahl schickte ich meinen Brüdern ein paar Fotos, aber sie glaubten es nicht; sie dachten, ich spiele einen Streich! Dann fuhr ich über Weihnachten nach Hause und zeigte ihnen die Schärpe, und erst dann ist es ihnen aufgefallen, dass ich die Wahrheit erzählt hatte! Meine Freunde und meine Familie stehen hinter mir.
BOX: Und was sagt dein Partner dazu?
Luis: Er steckt da komplett dahinter! Daher muss er auch stolz auf mich sein! Er hat mich dazu richtig ermutigt, an der Wahl teilzunehmen und ich habe seitdem seine volle Unterstützung. Er trägt auch Leder und will mit mir die internationalen Events ab und zu besuchen. Er liebt das Abenteuer und ich liebe ihn.
BOX: Gracias, Luis, für das Interview. Ich hoffe, dich bald in Deutschland begrüßen zu können.
Luis: Nein, ich danke! Ich werde Juni und September Berlin besuchen, aber ich hoffe, viele von euch bei der nächsten Wahl zum Mr. Leather Spain in Benidorm im November 2016 zu sehen. (tr)