
Mit zwei wegweisenden Reformen stärkt das Land 2025 die Rechte queerer Jugenlicher und von trans Menschen – und setzt ein klares Zeichen für Vielfalt und Selbstbestimmung in Lateinamerika:
Ein neues Kinderschutzgesetz schützt LGBTQ+-Jugendliche vor Diskriminierung – in Schule, Familie und Öffentlichkeit. Trans Personen dürfen ihren Geschlechtseintrag nun ohne Zwang zu OPs oder Gutachten ändern – allein auf Grundlage der Selbstbestimmung.
Der neue Kinderschutzkodex erweitert das 2022 per Referendum verabschiedete „Código de las Familias“ und stellt klar: Kinder und Jugendliche – ausdrücklich auch jene mit nicht-heteronormativer Orientierung oder Geschlechtsidentität – haben ein Recht auf Schutz vor familiärer, institutioneller oder gesellschaftlicher Gewalt.
Die kubanische Regierung verpflichtet sich damit zur aktiven Prävention von Diskriminierung, etwa durch Schulbildung, Gesundheitsversorgung und psychosoziale Unterstützung. Damit setzt Kuba ein Zeichen gegen repressive Praktiken, etwa der Pathologisierung oder Umerziehung homosexueller und transidenter Jugendlicher, wie sie in der Vergangenheit gängige Praxis waren. Das neue Gesetz spricht sich aber „zum Wohl des Kindes gegenüber geschlechtlichen Erwartungen“ gegen normangleichende Operationen im Kindesalter aus.
Ergänzt wurde dies durch die Neuregelung zur Änderung von Geschlechtseinträgen in Ausweisdokumenten: Trans Menschen können ihre amtliche Geschlechtsidentität nun auf Grundlage einer einfachen Selbstauskunft ändern lassen – ohne vorherige operative Eingriffe, psychologische Gutachten oder Hormontherapie. Damit folgt Kuba internationalen Menschenrechtsstandards, wie sie etwa von der Weltgesundheitsorganisation oder der Interamerikanischen Menschenrechtskommission empfohlen werden.
Länder wie Argentinien, Uruguay oder Mexiko-Stadt haben vergleichbare Selbstbestimmungsgesetze, während in anderen Teilen der Region – etwa in Honduras oder Paraguay – trans Rechte weiterhin massiv eingeschränkt sind.

Diese Reformen sind das Ergebnis langjähriger Arbeit zivilgesellschaftlicher Akteure – darunter das staatliche „Centro Nacional de Educación Sexual“ (CENESEX) unter Leitung von Mariela Castro – der Tochter des ehemaligen Präsidenten Raul Castro, des Bruders des Revolutionsführers Fidel Casto.
Kubanische Exilgruppen in Florida sprechen dagegen von einer „ideologischen Kolonisierung durch Gender-Ideologie“ und haben angekündigt, „alle Reformen rückgängig zu machen, die nicht in einem „freien Kuba“ beschlossen wurden“. US-Aussenminister Marco Rubio hatte schon früher zu den Gesetzen angemerkt, diese seien „illegitim“.
Dagegen begrüßen progressive exilkubanische Gruppen oder exilkubanische queere Künstler:innen in New York oder Kalifornien die Reformen. Fordern aber zugleich aber mehr Räume für unabhängige Selbstorganisation und eine Demokratisierung in Kuba.
Bilder: youtube/FRANCE-24