„Hola amigos“ in Havanna

„Guantanamera“ schallt es live aus jedem Winkel. Neugierige Blicke atemberaubend hübscher Menschen folgen den Touristen. Einen Kubaner kennen zu lernen ist um ein Vielfaches einfacher, als ihn wieder loszuwerden. Versprechen oder Drohung?

„Hola amigo, cómoestas?, English or Deutsch, alles klar?“ In der Regel weder noch, denn die englische Sprache ist verpönt. Dennoch gibt es Kubaner mit höherem Bildungsniveau, die der englischen Sprache mächtig sind.

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Als Tourist sollte man auf jeden Fall spanische Grundkenntnisse mitbringen. Kontakt gibt es schnell und überall. Kubanische Zigarren, Rum, Käse, Theaterkassen, Sightseeing; die Kubaner handeln mit allem, was sie selbst nicht haben sollten. Gegebenenfalls auch mit sich selbst. Das einstige Freudenhaus der USA ist heute eines der ärmsten Länder Amerikas. 10 Millionen gut ausgebildete Kubaner sind arbeitslos oder leben von ca. 20 bis 30 Pesos (CUC), rund 20,– bis 30,– Euro, im Monat. Es fehlt an allem, selbst Lebensmittel und Strom sind rar sowie ständige Stromausfälle sind an der Tagesordnung.

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Havannas wichtigste nächtliche Anlaufstelle ist der „Malecón“, die rund 7 Kilometer lange Uferpromenade mit haufenweise Schwulen sowie vielen Dragqueens. Ein weiterer Treffpunkt, nur einen Steinwurf vom Malecón entfernt an der Avenida 23 (La Rampa), direkt vor einem Ministerium, treffen sich ab 22 Uhr Hunderte schwule Männer. Interessierte Blicke beiderseits. Ein Feuerwerk an körperlicher Attraktion, gehüllt in Dolce & Gabbana, Armani, Versace und Calvin. Kubanische Jungs sind fast schon übertrieben körper- und markenbewusst. Meist handelt es sich jedoch um Fakes chinesischer Herkunft – oder um touristische Liebeshinterlassenschaften.  Hier bleibt niemand lange allein.  Jedenfalls nicht für 15 Pesos (CUC), 15,– Euro. Dass diese Zusammentreffen auch geschäftlicher Natur sind, darf ebenso wenig überraschen, wie die Tatsache, dass nicht jeder dieser Boys wirklich schwul ist.

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„Las Vegas“ heißt die Discothek unweit vom Malecón entfernt, die am Freitag oder Samstag Drag-Shows, gepaart mit einem Gemisch aus einheimischer Pop- und Raggaeton Music und meist Musik der 80er- Jahre bietet. Einheimische zahlen 3 Pesos (CUC), 3,– Euro, Touristen 5 Pesos (CUC), 5,– Euro. Hier bekommt man die wahre „sozialistische Gleichheit“  zu spüren.

Besonders erwähnenswert ist die neue Bar „Mixto“ unweit vom Malecon entfernt, nicht nur weil der Eintritt kostenfrei ist. Hier gibt’s die beste Pina Colada für 3,50 CUC und man stößt auf ein interessantes Publikum, gepaart aus Frauen, Touristen und ihren kubanischen Liebhabern. Jedes Wochenende ist Showprogramm angesagt.

Weitere beliebte Treffpunkte schwulen Lebens sind der Plaza de la Don Quijote an der Avenida 23 Ecke Calle J (Straße J), ca. 1 km vom Malecón entfernt. Hier trifft man sich bei Einbruch der Dunkelheit. Folgt man dem Straßenverlauf der Calle J, stößt man auf die einzige Cruising-Meile Havannas. Entlang der Calle J, vorbei an einem stillgelegten Freibad sowie einem Krankenhaus, lässt es einem das Herz höher schlagen. Hier trifft man überwiegend auf junge, schwule, meist farbige Kubaner. Schwul sein ist auf Kuba nicht verboten.

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Mariela Castro heißt die prominenteste Unterstützerin homosexueller Gleichstellung. Sogar die Schwulenehe steht auf der Forderungsliste der beliebten Präsidententochter. Trotzdem ist Mariela bei den schwulen Jugendlichen nicht sehr beliebt, weil sie letztendlich nur Lippenbekenntnisse macht und zu allem die große Partei ihre Zustimmung geben muss. Unerwünscht sind lediglich Kontakte zwischen Einheimischen und Extranjero (Ausländer/Tourist) – zumindest dann, wenn diese auf finanziellem Fundament beruhen.

Trotzdem macht die Polizei schwulen Kubanern das Leben schwer, indem sie immer wieder Passkontrollen durchführt – am Malecón und auch am schwulen Strand Micajito, rund 20 Kilometer östlich von Havanna. Wieder so ein Paradies, diesmal sogar eines mit wenigen Palmen und warmem Wasser. Insbesondere am Wochenende ist der Strand das Eldorado allen Gay-Lebens: lebendig, heiß, sexy. Wer die zahlreichen Schönheiten in Badeshorts sieht, bekommt eine Vorstellung davon, weshalb Kuba lange Zeit ein beliebtes Ziel von Modefotografen war.  Wen wundert es, dass sogar 2014 DEUTSCHLAND SUCHT DEN SUPERSTAR auf Kuba präsentiert wurde. Ist hier das schwule Traumziel, der Ort, an dem alle Wünsche und Sehnsüchte wahr werden?

Im Dezember 2013 schüttelte US-Präsident Obama am Rande der Zeremonie in Johannesburg die Hand von Kubas Präsidenten Raúl Castro. Nur ein Jahr später wurden die US Botschaft in Havanna; sowie die kubanische Botschaft in Washington wieder feierlich eröffnet. Das Eis zweier großer Feinde scheint gebrochen. Seit dem schießen die Preise in die Höhe. Fluggesellschaften „drehen am Rad“, US Bürger bereisen Kuba, auch Asiaten haben Kuba für sich entdeckt und ca. 120000 Exil-Kubaner sitzen in den Startlöchern, um ihre alte Heimat besuchen zu dürfen.

Aber erinnern wir uns: Einen Kubaner kennen zu lernen ist um ein Vielfaches einfacher, als in wieder los zu werden. Das ist ein Versprechen und Drohung zugleich.

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Derzeit gibt es für einen 1,00 € 1,04 CUC. Leider ist der CUC gefallen. 2013 waren es noch 1,25 CUC. Für schwule Touristen sind die „Casas Particulares“ sehr zu empfehlen, da es in Hotels meist Probleme gibt, jemanden mitzunehmen. Hotels sind derzeit einfach nur überteuert. Die Preise für Casas Particulares liegen bei 25,00 bis 30,00 CUC pro Tag/Nacht. (von Andreaas Panknin)