Über ein Jahrzehnt lang hat Sophie Fiennes Grace Jones mit ihrer Kamera begleitet. Bei Konzerten, Familientreffen, Frühstücksroutinen. Herausgekommen ist ein unbestechlicher Blick auf eine der großen Ikonen der Popkultur.
Mit nur einem Pelzmantel und einer Pudelmütze bekleidet, sitzt Grace Jones im Zimmer eines Pariser Luxushotels mit Blick auf die Tuilerien. Vor ihr türmt sich ein imposantes Champagnerfrühstück auf. Mit ihren 69 Jahren sieht die schillernde Pop-Ikone der 70er und 80er Grace Jones wenigstens 20 Jahre jünger aus. „Wenn auf der Bühne das Licht ausgeht … dann kann ich noch performen und das Publikum fesseln. … Mit meiner Stimme.“ Man erinnert sich unweigerlich an ihren Hit „Slave To The Rhythm“, mit dem sie zum Weltstar wurde.
Geprägt ist die Karriere der Künstlerin durch ihre spielerischen Grenzüberschreitungen: Ob nackt oder bekleidet, Mann oder Frau, Kunstperformance oder Pop-Unterhaltungskunst: Als Cyborg, Roboter, Alien, Afrofuturistin. Ihre Karriere als Musikerin, Model, Schauspielerin, zuletzt als Buchautorin sind aber nur der Hintergrund, auf dem die Biographie gezeichnet wird.
Seinen Höhepunkt findet der Film, als Grace ihre Familie auf Jamaika besucht, sich an den tyrannischen, bigotten Großvater Master Patrick erinnert, ihrer Mutter in der heimischen Kirche lauscht, das Baby ihres Sohnes Paulo in der Hand hält oder bei einem Photoshooting mit ihrem, im Gegensatz zu ihr, deutlich gealterten Expartner Jean-Paul Goude begegnet.
Im Film gibt es keine Untertitel, keine Beschreibung der auftauchenden Personen. Visuell oft spektakuläre Aufnahmen folgen keiner Chronologie, zusammengehalten werden sie durch lange Live-Sequenzen. Das Phänomen Grace Jones wird nicht erklärt, nichts wird enthüllt, nicht gedeutet, selbst wenn der Pelz verrutscht.Fiennes’ Blick auf diese große Ikone der Popkultur erscheint am 9. März 2018 auf DVD und Blu-ray.