
Im Sommer 2025 sind die LGBT+ Communities in Deutschland mit einer beunruhigenden Entwicklung konfrontiert: Eine neue, junge Generation rechter und homophober Akteure mobilisiert offen und immer aggressiver gegen CSDs – online wie auf der Straße. Und sieht in der Homophobie „migrantisch“, v.a. muslimischer Jugendlicher ein Vorbild.
Begonnen hat diese Entwicklung 2023: Da rief die deutsche rechtsextreme Online-Szene einen „Stolzmonat“ als Gegenaktion zum Pride Monat aus – mit einem Schwarz-Rot-Gold-Flagge als Kontrast zur Regenbogenflagge. Die Botschaft: hierzulande würden eher „Abnormitäten“ geehrt, als die eigene „Nation“. Die Kampagne, entstanden in der rechtsextremen Honigwabe-Community, verbreitete sich rasch in der neuen Rechten und vor allem durch die AfD. Der rechtsextreme AFD-Politiker Björn Höcke nutzte die Symbolik nicht nur online, sondern auch im Thüringer AFD-Wahlkampf auf Plakaten.
Schon 2024 kam es zu gezielten Gegenprotesten gegen CSD-Veranstaltungen, vor allen in ostdeutschen Städten. 2025 erreichen diese queerfeindlichen Mobilisierungen eine neue Qualität: U.a. in Städten wie Dresden, Bautzen, Fulda, Pforzheim, Mönchengladbach, Wittenberg, Plauen, Emden oder Berlin-Marzahn versammelten sich rechtsextreme Gruppen, oft martialisch auftretend, mit Spruchbändern, Pyrotechnik und Drohgebärden. Allein in Bautzen marschierten über 700 Neonazis gegen den dortigen CSD auf. In Fulda wurde ein CSD-Teilnehmer mit einer Eisenstange attackiert, in anderen Städten versuchten Rechtsradikale ein Hatz auf einzelne CSD-Teilnehmer und konnten nur durch die Polizei gestoppt werden.

Einige CSDs wurden dadurch zu Orten, an denen Teilnehmer um ihre Sicherheit bangen müssen. Einige Veranstaltende sahen sich gezwungen, Abschlusskundgebungen abzusagen oder Routen geheim zu halten – wie etwa in Bautzen. Die Polizei musste vielerorts massiv Präsenz zeigen, um die Versammlungen abzusichern.
Die Akteure dieser Kampagne heißen „Jung & Stark“, „Deutsche Jugend Voran“ oder „Elbland Revolte“. Sie organisieren sich über Instagram, TikTok und Telegram, rekrutieren gezielt vor allem junge Männer. Dabei bedienen sie immer öfter altbekannter Nazi-Ideologie: Homosexualität als Krankheit und Gefahr für den „Volkskörper“, die zurückgedrängt oder „ausgemerzt“ werden muss.
Ein Sprachgebrauch, derer sich einst die SS Führer Heinrich Himmler bediente, um homosexuelle Menschen hunderttausendfach zu verfolgen und tausende Homosexuelle in den KZ zu vernichten.

Ihre Angriffe richten sich dabei nicht mehr länger nur gegen Veranstaltungen, wie den CSDs – sie zielen auf die öffentliche Sichtbarkeit queerer Lebensweisen insgesamt. Folgt man den Chats in ihren Foren zielen sie darauf ab Bestrebungen, jedes „abweichendes unnormale Verhalten“ wieder offen zu verfolgen. Interessant ist, dass diese rechtsextremen Akteure dabei auch den Schulterschluss mit homophoben Strömungen aus dem islamischen und islamistischen Milieu suchen, in deren Homophobie sie natürliche Verbündete gegen „Buntheit“ und „Vielfalt“ sehen. So erhalten gewaltsame Übergriffe „migrantischer“, v.a. muslimischer Jugendlicher offenen Beifall, gepaart mit dem Wunsch, mehr „echte deutsche Jugendliche“ sollten ihrem Beispiel folgen.
Diese Entwicklung ist kein Randphänomen mehr – sie markiert eine Besorgnis erregende Wende zu Hetze und Gewalt in der Öffentlichkeit. Was früher vereinzelt oder verdeckt geschah, findet nun organisiert und „stolz“ zur Schau gestellt statt.
Bilder: youtube / Endstation Rechts