Ich treffe Max in einem Café in Köln. Ein sportlicher und gut gelaunter Mensch kommt auf mich zu. Ich habe sofort das Gefühl, dass dies ein interessantes Gespräch wird.
Max Appenroth ist eine nicht-binäre trans Person, Inhaber der Diversity Factory GmbH und berät mit seinem Team Firmen und Unternehmen zu allen Fragen rund um Diversität und soziale Nachhaltigkeit. Er hat in diversen TV- Formaten und im Spielfilm „Einfach Nina“ (2022) vor der Kamera gestanden und mehrere Bücher veröffentlicht.
BOX: Du siehst sehr sportlich aus. Wie hältst du dich fit und welche Sportarten betreibst du?
Max: Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio und betreibe Kraftsport, aber ich halte mich auch mit Crossfit in Form. In letzter Zeit habe ich durch das Training im Gym einiges an Masse zugelegt.
BOX: Wir sind in der CSD- Sai- son. Welche Bedeutung hat dieses Ereignis für dich und wie feierst du diese Tage?
Max: Für mich ist der CSD eine Demonstration für die Rechte von LGBTQIA+ Men- schen und eine Zeit, in der wir für die Mehrheit als eine Minderheit deutlich sichtbarer sind und Vielfalt feiern.
Es ist wichtig, dass unter- schiedliche Generationen zusammenkommen und sich austauschen. Die Community kann sich an diesen Tagen der breiten Bevölkerung näher- bringen. Für mich steht der politische Aspekt im Vor- dergrund und weniger der kommerzielle. Dabei sollen und können die vielfältigen Facetten und Ausdrucksformen der Teilnehmenden gezeigt werden. Trans Personen haben einen wesentlichen Teil zu diesem Event beigetragen, damit wir heute freier und off- ener leben können, auch wenn die momentane Situation noch nicht meinen Wünschen entspricht.
BOX: Welche Wünsche und Ziele hast du für die Zukunft, um mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung in der Gesellschaft und Politik zu erreichen?
Max: Ich wünsche mir, dass wir offener miteinander umge- hen und dass der Mensch im Vordergrund steht, unabhän- gig von Geschlecht, Religion oder Sexualität. Ich wünsche mir mehr Trans Personen in Führungspositionen und dass in der Politik nicht über uns, sondern mit uns Gesetze und Entscheidungen getroffen werden. Die Situation von Trans Personen hinkt der
von cis LGB-Personen um Jahrzehnte hinterher. Schwule Homosexualität wird seit 1990 nicht mehr als psychische Krankheit gesehen. Das trans Sein erst seit 2019. Auch neue Antidiskriminierungsgesetze bringen ein langsames Umden- ken. Es braucht viel Aufklärung und Sensibilisierung in der Ar- beitswelt und Gesellschaft, um Gewalt und Diskriminierung gegen meine Community zu verhindern.
BOX: Gehst du in Köln gerne aus und besuchst Bars und Clubs, oder genießt du lieber dein Privatleben mit Freund*innen?
Max: Ich bin eigentlich nicht so der Partygänger und mag es privat.
Aber wenn ich ausgehe, dann trifft man mich in Köln in der Schaafenstraße, im Barcelon oder auf der „Nur Böse“. In Berlin bin ich im Schwuz oder Prinzknecht unterwegs.
BOX: Wie siehst du das momentane Klima in der Welt und in Deutschland? Hast du den Eindruck, dass die queere Community dort steht, wo sie sein sollte, oder bist du auch als trans Aktivist mit Anfeindungen und Hetze im Netz konfrontiert?
Max: Wir haben den Zenit der Toleranz bereits überschritten, und ich erlebe Anfeindungen besonders auf den sozialen Medien. Ich würde aber am Wochenende abends in Köln auch nicht händchenhaltend mit meinem Mann über die Ringe laufen. Daher ist Aufklärungsarbeit noch so wichtig. Ich hoffe, dass mein Beruf eines Tages nicht mehr notwendig ist und wir weltweit echte Gleichberechtigung für die Community erreichen. Dafür müssen sich die LGBTQIA+ gegenseitig unterstützen, damit Geschlechtervielfalt und Akzeptanz sich weiter in der Gesellschaft ausbreiten und gelebt werden.
BOX: Du bist derzeit mit einem Mann in einer Beziehung. Das war nicht immer so. Magst du mir erzählen, wie dein Weg verlaufen ist und wie sich deine Sexualität im Laufe deiner Transition verändert hat?
Max: Ich habe mich zuerst als lesbisch geoutet und nur Beziehungen mit Frauen gehabt. Als Frau hatte sich das mit Männern nicht richtig angefühlt. Bis ich merkte, dass die Rolle als Frau gänzlich nicht zu mir passt. 2011 begann ich mit einer Hormontherapie und habe mir 2012 die Brüste entfernen lassen, um meine trans Identität nach außen zu tragen. Heute sehe ich mich als nicht-binäre transmaskuline Person, die sich im männlichen Spektrum sehr wohlfühlt, aber auch andere Aspekte ausleben möchte. So trage ich heute gerne bunte Kleidung oder nutze manchmal Make-up, was ich früher nicht getan hätte.
BOX: Welche Wünsche und Ziele hast du privat für die Zukunft?
Max: (lacht) Ich wünsche mir bald wieder Urlaub in Thailand und tauchen zu können. Außerdem wäre ein Haus am Meer schön.
BOX: Das mit dem Urlaub lässt sich sicher realisieren. Vielen Dank für deine Zeit.
Wer sich intensiver mit dem Thema Transidentität beschäftigen möchte, dem empfehlen wir Max‘ Buch „Queer durch den Regenbogen“, in dem er teils autobiographisch und sehr emotional die Reise seines bisherigen Lebenswegs und seiner 4 Coming-outs beschreibt.
Info: www.max-appenroth.com