
Jeder der durch den Berliner Nollendorf-Kiez streift, kommt ganz sicher am Café Romeo & Romeo vorbei. Seit der Eröffnung vor über 10 Jahren ist es DER Ort für die queere Community.
Perfekt an der Motz-/ Ecke Eisenacher Str. gelegen, kann man von der Terrasse das bunte Treiben beobachten. Sehen und gesehen werden! Seit einiger Zeit weisen Infoschilder auf eine bevorstehende Erweiterung der beliebten Location hin. Grund genug für BOX mit Ufuk, dem charmanten Betreiber des Romeo & Romeo, über die Entwicklung des Cafés zu sprechen.
BOX: Wie kam es damals zur Idee, ein schwules Café in Berlin zu eröffnen?
Ufuk: Die Idee, ein queeres Café in Berlin zu eröffnen, entstand aus dem Wunsch heraus, einen Raum zu schaffen, in dem ich offen ich selbst sein kann – ohne mich verstellen oder verstecken zu müssen. Gleichzeitig wollte ich einen sicheren, inklusiven Ort für andere schaffen, an dem sich alle frei entfalten können.
BOX: Wann hat das Romeo & Romeo eröffnet und wie bist du auf den Namen gekommen?
Ufuk: Romeo & Romeo wurde im Jahr 2014 eröffnet. Ich wollte einen Namen, der Liebe und Homosexualität zugleich ausdrückt – stark, aber auch romantisch. „Romeo & Romeo“ ist eine Anspielung auf klassische Liebesgeschichten, aber in einer nicht-heteronormativen Variante. Es steht für eine andere Art, die Welt zu sehen – mit Stolz und Gefühl.
BOX: Wie würdest du die Entwicklung deines Cafés über die Jahre hinweg beschreiben?
Ufuk: Romeo & Romeo hat sich im Laufe der Jahre von einem einfachen Café zu einem Treffpunkt, einem sicheren Hafen und einer Art Familie entwickelt. Anfangs hatten wir ein eher kleines Publikum, aber mit der Zeit wurden wir zu einem festen Bestandteil der queeren Berliner Szene – und zu einem beliebten Ort auch für viele Touristen. Der Raum ist gewachsen – und die Seele auch.

BOX: Was unterscheidet dein Café von anderen queeren Treffpunkten in Berlin?
Ufuk: Romeo & Romeo zeichnet sich durch seine Herzlichkeit, ein echtes Zuhause-Gefühl und gelebte Inklusivität aus. Wer zu uns kommt, fühlt sich nicht wie ein Kunde, sondern wie ein Freund. Unser Café spiegelt die Vielfalt queerer Lebensrealitäten wider – ohne Schubladen, ohne Klischees. Es geht bei uns nicht nur um Sichtbarkeit, sondern auch um Zusammenhalt.
Romeo & Romeo ist nicht einfach nur ein Ort für Kaffee und Kuchen. Es ist ein Raum zum Durchatmen, ein Ort der Begegnung – manchmal wie ein kleines Wohnzimmer, manchmal wie eine kleine Bühne.
BOX: Wer ist deine Hauptzielgruppe – und hat sich diese über die Jahre verändert?
Ufuk: Am Anfang kamen vor allem schwule Männer zu uns. Doch im Laufe der Jahre haben auch lesbische Frauen, trans und non-binäre Menschen sowie queerfreundliche Heteros bei uns einen Platz gefunden. Heute ist unser Publikum viel vielfältiger – aber alle verbindet eines: Ein offener Geist und das Gefühl, bei uns zu Hause zu sein.
BOX: Gab es auch Gegenwind oder schwierige Phasen, mit denen du umgehen musstest?
Ufuk: Ja, natürlich. Ein queerer Ort zu sein, ist gerade in sich wandelnden gesellschaftlichen und politischen Zeiten nicht immer einfach. Ich hatte mit homophoben Haltungen, Missverständnissen und manchmal auch mit mangelnder Unterstützung zu kämpfen. In den letzten Jahren kamen leider auch strukturelle und verwaltungstechnische Hürden dazu. Aber Widerstand gehört zur DNA dieses Ortes. Denn hier kämpfe ich nicht allein – hier steht eine ganze Community aufrecht.
BOX: Was können die Gäste von der geplanten Erweiterung erwarten und wann wird diese voraussichtlich stattfinden?
Ufuk: Die Erweiterung bedeutet nicht nur mehr Platz – sondern auch mehr Raum für unsere Ideen. Geplant sind zusätzliche Sitzmöglichkeiten, ein warmes Brunch-Angebot, kulturelle Veranstaltungen und vielleicht kleine Ausstellungen. Wir möchten noch mehr Menschen willkommen heißen – in einem Ort, der sowohl den Magen als auch das Herz nährt.
Die bürokratischen Hürden haben wir inzwischen erfolgreich hinter uns gelassen. Die größte Herausforderung ist derzeit, zuverlässige Handwerker*innen zu finden – was in Berlin leider gar nicht so einfach ist. Trotzdem planen wir die Eröffnung des neuen Bereichs noch in diesem Jahr, voraussichtlich im Laufe des Septembers.
BOX: Was wünschst du dir für die queere Szene in Berlin in den nächsten fünf Jahren – und welche Rolle möchtest du dabei spielen?
Ufuk: Ich wünsche mir, dass die queere Szene in Berlin in den nächsten fünf Jahren noch stärker, solidarischer und sichtbarer wird. Eine Szene, die nicht auf Kommerz, sondern auf Gemeinschaft basiert – nicht auf Etiketten, sondern auf Menschlichkeit.
Ich selbst möchte nicht nur Betreiber eines Cafés sein, sondern auch eine Stimme, ein Fürsprecher und eine unterstützende Kraft in dieser Szene. Denn Sichtbarkeit bedeutet nicht nur, da zu sein – sondern gemeinsam da zu sein, einander zu schützen und miteinander zu wachsen.