Alain Rappsilber – Das Portrait

Alain Rappsilber Fernsehturm
Alain Rappsilber Fernsehturm

In Berlin ist Alain Rappsilber aus Funk, Fernsehen und Zeitungen als umtriebiger Schornsteinfeger und Glücksbringer bekannt. In der Szene als langjähriger Mitorganisator der Folsom Europe Berlin. BOX sprach mit dem „Mann in Schwarz“ über seinen Beruf und sein Engagement.

BOX: Hallo Alain, unser Gespräch findet zur Zeit der Berlinale statt. Dort läuft ein Film aus Norwegen. Darin geht es um zwei Schornsteinfeger. Diese beiden Schornsteinfeger sind gewöhnliche Menschen, mit gewöhnlichen Familien. Im Film kommen sich die Beiden aber dann näher und stellen so manches Rollenbild in Frage.

Du bist Schonsteinfeger, ist das eine reine Fantasie, die dort gezeigt wird?

Alain: Was soll ich dazu sagen? Ich bin Meister und Handwerk ist immer noch nicht ganz so, wie man sich das vorstellt. Als ich vor zwölf Jahren bestellt werden sollte, war das die erste Reaktion, das können wir nicht machen, der ist ja schwul. Da gab es ganz schön viel Gegenwind, denn solche Leute haben ja keinen ehrbaren Lebenswandel. So wurde es mir mitgeteilt. Da musste man selbst in Berlin kämpfen.

Handwerk ist noch nicht gleich Handwerk, es ist vielfältig und einfallsreich und kreativ, aber in bestimmten Bereichen noch leider Gottes sehr, sehr rückständig. Also da gibt es noch viel zu tun. Ich kenne mehrere schwule Schornsteinfeger, Meisterinnen und Meister, die sich nicht öffentlich outen. Und mich erreichen immer mal wieder Anrufe von Lehrlingen oder Gesellen, die ein Problem mit ihrer Identität im Handwerk haben. Das ist natürlich sehr traurig.

Aber in Berlin haben wir es geschafft. Wir waren letztes Jahr zum Beispiel als Schornsteinfeger mit einem Stand auf dem schwul-lesbischen Straßenfest in Berlin, was für Verwunderung bei vielen Menschen gesorgt hat, auch bei der Handwerkskammer. Und wir sagen Ja, wir gehören dazu, wir sind vielfältig, wir sind auch bunt, warum sollen wir nicht hier stehen dürfen?

BOX: Die Verwunderung dürfte auf beiden Seiten zu finden sein. Da wird sicherlich die Frage gekommen sein, wie kommt man dazu, wie wird man Schornsteinfeger?

Alain: Na ja, ich sage es mal so: Schornsteinfeger bin ich aus damaliger Dummheit geworden, aber heute ganz zufrieden und glücklich. Meine Tante, die bei der Bauaufsicht gearbeitet hatte, hat mir dazu geraten. Also rückblickend war es die beste Entscheidung meines Lebens.

 

Alain Rappsilber bei der Pride-Feier der Innung
Alain Rappsilber bei der Pride-Feier der Innung

 

BOX: Wie kommt man wiederum vom Schornsteinfeger in die schwule Szene und dann ausgerechnet in die Fetisch-Szene, die die Folsom Berlin ja repräsentiert?

Alain: Ja, das frage ich mich heute auch.

Wir hatten früher eine Media Firma und da haben wir mit der BOX zusammengearbeitet. Und dann hat mir Jürgen Rentzel von der BOX gesagt „du pass mal auf, ich plane da so ein kleines Straßenfest“ und ich zu Jürgen „sag mir, was du da so vorhast“.

Ich habe ja vorher schon Umzüge mitgemacht, z.B. Loveparade, war schon immer sehr umtriebig. Und ich habe gesehen, was er da so plant, und habe Jürgen gesagt „so wird das nichts, so wie ihr euch das vorstellt“.

Ich habe ihm dann bei der ersten Folsom aus unser Medienfirma zwei LKW hingestellt mit Equipment, von Zelten bis hin zu Tischen und Bühnen, dass das überhaupt nach irgendwas aussieht und hab gesagt, okay, feiert ihr mal, ich kümmere mich um den Rest, damit es auch läuft.

Und das habe ich bis zum vorletzten Jahr alles durchgezogen und fast 20 Jahre organisiert. Es hatte für mich nichts mit Fetisch zu tun und ich habe davon in vielen Bereichen bis heute auch keine Ahnung.

BOX: In der Anfangszeit gab es ja auch viel Wirbel um die Folsom. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es dort viele Leute gab, die gegen die Folsom geschossen haben. Wie erinnerst du dich an diese Zeit?

Alain: Ach, es war ja mehr so ein unglückliches Wahlkampfmanöver einer Partei. Der liebe Klaus (Wowereit, ehemaliger Bürgermeister von Berlin a.d.R.) hatte für das Programm der Folsom ein Grußwort geschrieben. Ich kannte ihn ja schon auch aus anderen Bereichen, weil ich auch für den CSD Sachen organisiert hatte und habe ihm gesagt, wir machen die Folsom, gib uns mal ein Grußwort. Er hat auch den „Letter of Intent“ geschrieben für Amerika, dass Berlin die Lizenz kriegt, die Folsom in Europa exklusiv veranstalten zu dürfen.

Und wir hatten halt Wahlkampf. Und die CDU hat versucht, mit Sodom und Gomorra Panik, dieses Fest für den Wahlkampf auszuschlachten.

Für die Folsom war diese Pressekampagne Gold wert. Wir hatten damals, glaube ich, 3000 oder 4000 Medienberichterstattungen in der ganzen Welt, z.B. der Washington Post. Und dann kamen alle angereist und wollten halt dieses ominöse Straßenfest sehen und waren ganz, ganz pikiert, dass nichts passiert.

BOX: Vor etlichen Jahren gab es in Amsterdam eine Auseinandersetzung mit den Bewohnern: Viele Amsterdamer befanden, zu viele Touristen kamen einfach, um die Sau rauszulassen? Habt ihr mit solchen Problemen auch bei der Folsom zu tun gehabt?

Alain: Die ersten ein, zwei Jahre war es so, dass wir die auswärtigen Besucher mahnten, so wie in Amerika ist es halt nicht. Wir haben schnell dafür gesorgt, das zu begreifen: Höschen hoch und Popo darf frei sein.

So ist das halt eine gemütliche „Kleingartenkolonie“, die sich da einmal im Jahr trifft und ihre Ledersachen ausführt.

Und guck dir mal die Wiesen an, weil das auch nichts anderes ist. Macht man da so einen Aufstand? Bei uns gab es nie eine Schlägerei, keine Verletzten, keine Vorfälle. Und die tragen auch Leder. Nur weil es ein bisschen anders aussieht, ist da nichts Verwerfliches.

 

Alain Rappsilber (2.v.r.) mit Jürgen Rentzel, Daniel Rüster, Lilo Wanders, und Volker Spahn bei der Folsom Europe Berlin 2006
Alain Rappsilber (2.v.r.) mit Jürgen Rentzel, Daniel Rüster, Lilo Wanders, und Volker Spahn bei der Folsom Europe Berlin 2006

 

BOX: Es gibt ja ein wunderbares Bild wo du mit Jürgen, Daniel Rüster und wo Lilo Wanders zu sehen bist. Das muss bei einer der ersten Folsom gemacht worden sein. Wenn du jetzt zurückblickst, über diese ganze Zeit, was ist die größte Veränderung?

Alain: Ich sag es mal so, ich habe ja schon früh erkannt, dass die Herrn in Leder alle etwas älter und reifer sind.Und da sagte ich: Mensch, wir müssen auch jüngere Leute ansprechen, das haben wir ganz früh erkannt.

Wir haben schon vor zehn oder zwölf Jahren mit angefangen, nicht nur Leder zu bedienen. Fetisch sind ja auch Sportschuhe, Sneakers, Sportklamotten, Anzugträger, weiß der Geier was alles irgendwie Fetisch sein kann. Und da haben wir auch die Plakate ja Stück für Stück umgestellt.

Es wurde uns auch Frauenfeindlichkeit vorgeworfen. Dabei hatten wir schon seit der zweiten Folsom eine Frauenbeauftragte. Wir haben immer viele Frauen gehabt auf der Folsom, nur die sind halt nicht so organisiert und da gibt es halt keine Frauen Leder Fetisch Vereine.

Und auch die jungen Leute haben wir frühzeitig angesprochen und meine Hoffnung ist, und die bestätigt sich jetzt ja auch, dass die Leute, die früher die Maske getragen haben, weil sie sich noch nicht getraut haben, heute, wenn sie halt 30 oder 35 sind, halt ohne Maske kommen.

Heute ist es für junge Leute selbstverständlich, schwul zu sein. Das hat eine Folsom mit erreicht. Diese Offenheit zu zeigen.

BOX: Als die Folsom begann, war ja der Schöneberger Kiez nicht unbedingt mehr der angesagteste in Berlin. Heute ist Schöneberg wieder das Zentrum der LGBTI Szene. Kann man da sagen, dass die Folsom da einen zentralen Anteil daran hatte?

Alain: Wir hatten früher einen Fetisch Laden, ein Militarist, so auf der Ecke. Und heute haben wir acht oder neun und dazu noch dann verschiedene Lederschneidereien. Also es hat sich auch über die Jahre die Geschäftswelt drauf eingestellt und der Schöneberger Kiez wurde damit auch viel belebt.

Und die Gastronomie? Durch Folsom kann die Gastronomie sich immer so ein kleines Polster anfressen, damit sie halt überleben. Und das ist denk mal auch die Seite dazu und vor allem die Spenden. Wir haben ja mehr als 300.000 Euro Spendengelder in den letzten Jahren einwerben können, die wir dann wieder für ganz viele Projekte in Europa verwenden konnten, um die zu unterstützen. Für Prävention und Aufklärung und der Ausgrenzung.

Ich denke, die Folsom ist für Berlin ein Glücksfall gewesen. Nur die Stadt hat das lange nicht erkannt, wie wichtig solche Veranstaltungen sind, auch fürs internationale Ansehen.

BOX: Am Anfang waren es die traditionellen Titelträger, die man auf Bildern sah, heute sieht man eine unglaubliche Vielfalt an Schärpenträgern.

Alain: Ich sollte vielleicht den Schärpenträger für nichts und wieder nichts wählen oder so!

Wir haben irgendwann mal Grenzen gesetzt, weil was ist ein Titel? Früher gab es ein World Leather und dann von den Bundesstaaten und jetzt? Es wird halt schon viel, weil halt jetzt Fetisch für alles ist. Dann gibt es einen Mr. Puppy. Also es ist okay. Also jeder soll so seinen Fetisch haben und wenn sie eine Schärpe brauchen, kriegen sie halt einen Titel und es ist okay.

Also ich glaube, das ist ja auch das, was Folsom ausgemacht hat, dass wir gezeigt haben, wie vielfältig diese Folsom ist. Wie wichtig diese Folsom auch ist, dass halt wirklich keiner ausgegrenzt wird.

BOX: Ich höre in Diskussionen: Also muss das denn Alles sein? Ist es gut, wenn die Lederkerle und Puppies auf dem CSD rumlaufen. Was würdest du den Leuten antworten?

Alain: Denen würde ich sagen, klar ist das gut, es zeigt die Vielfalt und die Freiheit unserer Gesellschaft.

Da ist es in Berlin, glaube ich, der Vorteil als Westberliner aufgwachsen zu sein. Man war ja eingesperrt. Wir mussten uns anstellen, wenn wir raus wollten in die Freiheit. Als Berliner ist man da ganz anders geimpft oder aufgewachsen, weil das war ja immer unser Problem: die Freiheit.

Und das ist natürlich auch das Problem in der Schwulenszene. Die Älteren haben halt noch Angst, weil sie gelernt haben, sich zu verstecken, einfach weil sie sich halt verstellen mussten, damals. Aber das ist heute zum Glück nicht mehr so! Ich hoffe, dass wir diese Zeit auch nie wieder erleben.

BOX: Viele Leuten reagieren heute oft negativ auf Regenbogenflagge, CSDs, Schwule und Lesben in Filmen. Sie sehen sich sogar belästigt und sagen: Ich möchte das nicht sehen. Hat das nicht zugenommen?

Alain: Ich sage es mal so, das ist deine Wahrnehmung. Wenn du ein heterosexueller Mann bist, vielleicht. Technisch gesehen ist es aber die Gesellschaft. Wir müssen den anderen sagen: Guckt mal, wir waren schon seit 50 Jahren oder seit 100 Jahren da, bloß wir haben uns immer versteckt. Warum sollen wir uns verstecken?

Das, was mich ärgert ist, dass sie immer nur die Extreme zeigen. Da siehst du einige Schamlostransen und ich sag dann, um Gottes Willen, halt den Mund, du sprichst nicht für uns. Sie zeigen nicht die Schwulen, weil die sich wahrscheinlich sich gar nicht für so einen Scheiß zur Verfügung stellen. Und die Bevölkerung oder Teile der Bevölkerung denken, die sind alle so. Sind sie aber natürlich nicht.

BOX: Bist du in deinem Beruf und privat damit konfrontiert worden? Dass jemand sagte: Ach, der Herr Rappsilber, der engagiert sich da auch bei diesem Fetisch Event. Das ist doch ein bisschen, na ja?

Alain: Ich zeig dir mal was. (zeigt zwei Ordner) Das sind alles Gerichtsverfahren, wo man mir aus Berufssicht Sachen vorgeworfen und unterstellt hat, zu 90 % verleugnerisch. Da habe ich viel Ärger gehabt.

Da bin ich gegen jeden einzelnen vorgegangen und habe alle gewonnen. Ich kämpfe für meine Rechte und habe sie dann auch immer durchgekriegt. Und da ist mir dann der Preis egal.

Ja, also es gab also auch beruflich deshalb viel Ärger. Aber wenn ich mich da davon hätte kleinkriegen lassen können, dann wäre die Folsom wahrscheinlich nie so lange durchgegangen.

BOX: Hättest du dir da mehr Unterstützung erhofft von der Community oder von der von den Gruppen.

Alain: Die wären dann so, wie damals bei Wowereit, alle da gewesen, hätten gesagt, wir demonstrieren und klagen. Aber am Ende stand der Verein allein da, mit den Minus und den Rechtsanwaltskosten und keiner war mehr da, der uns unterstützt hat.

Außer der Leder-Community, die mit Geld gesammelt haben und Teile der Anwohner. Aber die PR haben alle genutzt für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Die Kosten, die haben wir getragen. Und so ist es bei mir jetzt auch.

BOX: Ich hätte nicht gedacht, dass das so krass ist.

Alain: Aber es muss ja nicht jeder wissen. Und es ist eine Stärke, dass man es trotzdem weitergezogen hat. Ich lasse mich nicht davon unterkriegen. Dafür habe ich gekämpft und dafür stehe ich.

BOX: Früher war die Szene ein Ort, wo man hin musste, um jemanden kennen zu lernen. Heute braucht man das nicht mehr. Wenn wir noch Mal 20 Jahre in die Zukunft schauen, glaubst du, dass es da noch Szene so gibt? Oder brauchen wir sie vielleicht gar nicht mehr?

Alain: Das ist die andere Frage. Die Lederszene ist ja entstanden bzw. es gab sie schon in der HIV-Krise. Da haben die Ledervereine es bewerkstelligt, dass die Szene nicht ganz ins Bodenlose gefallen ist.

Ich habe auch viele Freunde verloren, die HIV hatten und in den 1990er Jahren war das katastrophal. Also ich kann mich erinnern, dass ich in der Woche zweimal auf einer Beerdigung gewesen bin.

In 20 Jahren wird sich alles noch mal geändert haben. Wer weiß, wie es dann ist, so mit AfD und Co. Davor habe ich viel mehr Angst, dass da wieder ganz andere Sachen kommen, dass man sich dann doch wieder verstecken muss. Aber dann würde ich wahrscheinlich auswandern und mir ein anderes Land suchen oder eine Insel kaufen und dann meine eigene Republik machen.

Ich denke, so einen Laden wie Mutschmanns oder Fetischläden wird es immer noch geben, weil ja auch die heterosexuelle Welt merkt, dass noch andere Sachen Spaß machen. Man muss nicht nur im Bett liegen. Da ist ja auch einiges in Bewegung gekommen. Schauen wir, ob das dann irgendwann normal ist.

 

Alain Rappsilber im Fernsehen
Alain Rappsilber im Fernsehen

 

BOX: Da machst du unter anderem auch die Pig Party Berlin?

Alain: Die Pig ist ja ein Folsom-Kind. Die gab es mit dazu und die musste dann notgedrungen jahrelang mit das Folsom-Fest querfinanzieren. Und als Vorstand mussten wir die Pig dann übernehmen, weil der andere Vorstand überraschend verstorben war und der Nachlassverwalter alles gegen die Wand gefahren hätte.

Ohne die PIG wäre die Folsom nie so groß geworden. Und das läuft jetzt auch zum Glück einigermaßen gut, auch wenn es viel Arbeit macht. Zu Ostern ist die Nächste im Connection und dann halt die große Pig wieder zur Folsom.

Zum Glück habe ich noch Olaf, der das alles im Großen und Ganzen mit organisiert. So lastet nicht immer alles auf meinen Schultern, die sind ja schon genug belastet.

BOX: Ist die PIG immer an derselben Location?

Alain: Na, früher hatten wir immer neue schöne Industriegebiete gesucht. Da merkt man, dass sich Berlin massiv geändert hat und verändert, weil fast alle dieser geilen Industrie-Locations jetzt gentrifiziert, modernisiert und verkauft worden sind.

Wir sind jetzt seit Jahren in der Münze und da mussten wir auch mit der Münze zusammen kämpfen, dass das in Mitte überhaupt noch erhalten bleibt. Sehen wir mal, wie das in der Zukunft aussieht, weil es gibt sonst keine Veranstaltungsräume mehr, die bezahlbar sind für solche Veranstaltungen.

Und das ist ja der Vorteil der Folsom, den wir immer hatten, dass Berlin günstiger war. Ich sage war. Wenn ich jetzt in Barcelona oder sonst wohin schaue, da zahlt man für eine Main Party normalerweise schon 100 Euro. Da würde ich in Berlin sagen: Nee, sorry, geht nicht. Und die Pig hat da Eintrittspreise von 35 Euro. Das muss man sich mal für so eine Party überlegen, dass das unschlagbar ist.

BOX: Haben sich die Erwartungen an die Party auch verändert? Oder ist das gleich geblieben?

Alain: Die Pig hat sich immer wieder neu erfunden. Wir haben jetzt drei Garagen nur mit Equipment für die Pig und das muss erst mal alles auf- und abgebaut werden. Es war schon immer ein Riesenaufwand, es sauber zu halten.

Die Erwartungen der Leute sind gewachsen, aber ist ja auch okay. Ist halt keine Schrammelparty mehr. Die PIG hat einen weltweiten Namen und dafür kommen die Leute auch in die Stadt geflogen.

Und wenn man sich die Folsom anguckt: Früher waren es drei Tage, jetzt ist von Dienstag bis Dienstag. Die Leute kommen aus Übersee. Und die wollen dann halt eine Woche bleiben. Und das ist ja auch der Sinn und Zweck gewesen, mit dem wir vor 20 Jahren gestartet sind.

Berlin war arm und ist immer noch arm. Sex kriegst du in Berlin auch. Da ist es schön, dass die Leute dann auch ein bisschen Kultur machen. So haben wir jetzt drei Bustouren und zwei Bootstouren und die Bundestagsbesuche. Die internationalen Gäste sehen, dass das in Deutschland machbar ist. Ich glaube nicht, dass wir im Capitol oder sonst woanders auf der Welt eine Folsomgruppe durchgeschleust kriegen. In Berlin kriegt man so was hin. Da sind wir dann ganz stolz, in diesem Fall.

BOX: Zurück zum Anfang. Hast du dir den Film angeguckt? der Schornsteinfegern aus Norwegen schon angeschaut?

Alain: Ich habe das vor drei Tagen bekommen, von jemandem, der auf der Berlinale arbeitet und war etwas überrascht, weil ich davon gar nichts gelesen hatte. Film ist nicht ganz so meine, meine Welt. Hat da jemand die Lebensgeschichte von irgendwo aufgeschrieben und verfilmt?

Ich werde wahrscheinlich, wenn er dann irgendwann mal zu sehen ist, gucken, dass ich ihn mir mal anschauen kann.

Bilder: Rappsilber