Mr. Leather Italy 2015

Tyrone Paul Rontganger interviewte für uns MR. LEATHER ITALY 2015
Marco Solimene

Alter: 44
Beruf: Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst
Hobbys: Fitness, Popkonzerte, Kino, Reisen, Strand, Lesen

BOX: Hi Marco. Wir kennen uns persönlich schon seit ein paar Jahren …
Marco: Hi Tyrone. Ja, ich war dabei, als du halbnackt auf der Bühne im Axel Hotel standest! Es war bei deiner Wahl zum German Mr. Leather und ich dachte mir, „Wow!“ Dann haben wir uns ein paar Monate später auf einer Privatparty in Berlin richtig kennengelernt.

BOX: Du darfst mir jederzeit schmeicheln, danke, aber seitdem hatte ich dich immer wieder gefragt, ob du vielleicht einmal Mr. Leather Italy werden möchtest und du hast es immer wieder abgelehnt! Und heute sehe ich dich trotzdem mit der Schärpe! Was hat dich dann doch dazu geführt?
Marco: Es stimmt, du hast da öfters nachgefragt, aber ich war noch nicht so weit und brauchte wirklich viel Zeit für diese Entscheidung. Ich bin aber immer selbstbewusster mit meiner Identität als ein ‚leatherman‘ geworden. Trotzdem hatte ich am Wahlabend richtig Angst und wollte eigentlich nur fliehen, aber ich wollte doch die Herausforderung noch mehr! Ich war früher sehr schüchtern und hätte mich nie für die Wahl zum Mr. Leather Italy auf eine Bühne gestellt. Ich bin daher wirklich sehr stolz, jetzt Mr. Leather Italy zu sein und Italien international auf den Fetischveranstaltungen zu vertreten.

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BOX: Du warst schon damals mit deinen Vorgängern Ivan (Mr. Leather Italy 2014) und Francesco (Mr. Leather Italy 2013) sehr gut befreundet. Haben sie dir nützliche Tipps gegeben?
Marco: Ja. Vor allen Dingen haben sie mich bei der Anmeldung zur Wahl viel unterstützt. Sie haben beide den Titel sehr gut vertreten und für mich waren sie – und sind es immer noch – große Vorbilder. Sie sagten mir, ich sollte bei der Wahl ehrlich und authentisch bleiben und die Juryfragen alle wahrhaft beantworten. Dieses Jahr zum ersten Mal mussten wir Kandidaten uns den Juryfragen einzeln stellen. Es war schon etwas beängstigend, weil das Interview auf Englisch durchgeführt wurde.

BOX: Was, meinst du, zählt mehr bei einer Mister-Wahl: Glück oder Intelligenz?
Marco: Wahrscheinlich beide! Ich bin froh, wenn ich daran denke, dass ich die Jury mit meinem ‚Kopf‘ beeindrucken konnte. Sie haben mich gewählt, weil sie glaubten, ich wäre der Beste für den Titel, aber meine vier Mitstreiter waren alle tolle Kerle – jeder von ihnen wäre auch ein guter Mr. Leather Italy geworden. Mir es ist daher sehr bewusst, dass ich dabei auch Glück hatte: Die richtigen Fragen, gutes Timing, und zudem coole Intuition.

BOX: Und wie wichtig ist das Aussehen?
Marco: Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man gut aussieht. Bei dem IML Patrick Smith zum Beispiel. Aber er ist nicht nur ein geiler Ledermann und bildhübsch, er setzt sich in der Community aktiv ein! Einem Leather-Mister ist das Aussehen wirklich nur eine Nebensache, viel wichtiger ist, was man im Kopf und Herz hat und wie man das Leder trägt.
BOX: Du bist einer der wenigen Titelträger, die Social-Media-Plattformen gut nutzen. Wie wichtig sind sie denn für einen Titelträger?
Marco: Wir leben heutzutage in einer Ära der Sozialmedien und müssen alle damit umgehen können. Wenn es hilft, Anderen die Lederwelt vorzustellen, finde ich es sehr gut. Man muss da aber aufpassen, dass es nicht zwanghaft wird. Meine eigene ‚Lederkarriere‘ fing damit an, als ich selber auf dieser Art und Weise in Kontakt mit Ledermännern gekommen bin. Vielleicht ermutigt es andere auch dazu, sich mit ihren Fetishvorlieben zu outen, weil man ganz einfach über facebook, twitter, instagram und Co. von Anderen abgucken und etwas lernen kann. Ein paar andere Titelträger nutzen es auch und es trägt viel dazu bei, unsere Community und Events sichtbarer zu machen. Leider ist es aber immer noch viel weniger verbreitet als in Nordamerika, zum Beispiel.

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BOX: Ein Vorgänger von dir hat in letzter Zeit viele hier mit seinen Facebook-Postings irritiert, in den er Deutschlands Wirtschaftspolitik in Bezug auf Griechenland öffentlich und etwas bösartig angegriffen hat. Deiner Meinung nach, wie weit darf ein (Ex)Titelträger oder ein Vereinsvertreter mit der persönlichen Meinungsäußerung  in der Öffentlichkeit gehen?
Marco: Okay, ich habe davon nichts gesehen oder gelesen und daher kann ich noch keine Meinung dazu sagen. Im Allgemeinen glaube ich jedoch, dass wir alle das Recht auf eine persönliche Meinung haben, auch wenn es sich um die Politik oder Wirtschaft handelt. Es kommt dabei immer nur darauf an, wie man sich ausdrückt. Das Problem mit Sozialmedien wie Facebook zum Beispiel liegt darin, dass alles, was man schreibt, wird verdichtet, besonders wenn man eine öffentliche Persönlichkeit ist. Daher soll man immer aufpassen, wenn etwas für die allgemeine Öffentlichkeit gepostet wird, aber die Leser sollen bei sowas trotzdem nicht so richtig einsteigen. Solche Ausdrücke sagen wenig über den wahren Charakter eines Menschen aus.

BOX: Mir fällt es auf, du hast eine Menge vielseitiger Interessen! Wo findest du Zeit, dein Leder anzuziehen?
Marco:  Nun ja, ich kann Musik hören, etwas lesen und gleichzeitig Leder tragen! Warum nicht?

BOX: Warum trägst du Leder überhaupt?
Marco: Es ist einfach ein Teil von mir. Schon als Kind war ich von den Tom of Finland Zeichnungen fasziniert und wenn ich im Fernsehen Männer in Stiefeln oder Lederjacken sah, fand ich es immer aufregend. Als ich dann älter wurde und alles mit dem Internet anfing, war ich überrascht, dass es überall auf der Welt solche Männer gibt, die genauso wie ich denken. Ich wollte noch mehr wie sie sein, ein Ledermann werden! Trotzdem hat es viele Jahre gedauert, bis ich mich als einer outen konnte.
Leder bedeutet mir ganz viel, wie Brüderschaft zum Beispiel, denn es verbindet. Man braucht auch manchmal Mut, wenn man voll in Leder gekleidet auf der Straße geht, aber dieser Mut zeigt, dass wir nicht mehr bereit sind, uns weiter zu verstecken. Ledermänner sind daher stark und echt, nicht das, was uns die Gesellschaft vorschreibt. Wir sind frei. Ich finde es geil, einen Mann in Leder zu lieben.

BOX: Du hast auch ganz tolle Ledersachen, um die ich dich beneide. Du hast bestimmt dafür ein Vermögen ausgegeben!
Marco: Gutes Leder ist immer sehr teuer, aber ich habe da viel Glück gehabt! Ein guter Freund von mir hat ein Vermögen dafür ausgegeben und sich viele geile Sachen gekauft, die er dann kaum trug.  Mit der Zeit nahm er immer mehr zu, bis er nicht mehr da rein passte! Somit habe ich dann von ihm alles bekommen!

BOX: Wie ist die Fetischszene Italiens?
Marco: Leider haben wir keine Fetischclubs oder –Bars hier wie ihr in Deutschland. Es gibt in Rom gar nichts außerhalb der Veranstaltungen unseres Vereins, Leather Club Roma. Wir machen aber tolle Sachen, wie zum Beispiel das Fetish Pride Rom. Ich hoffe, es werden viele aus Deutschland zum Fetish Pride Rom 2016 kommen. Auf der Webseite www.lcroma.com gibt’s Infos. Da könnt ihr auch Bilder von den letzten zwei Jahren sehen. Es ist eine schöne Sache!

BOX: Bist du dann jetzt verpartnert?
Marco: Ich bin zurzeit Single. Ich genieße das Jahr als Titelträger, du verstehst … (lacht)! Wir werden sehen, was kommt.

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BOX: Was macht dich heiß bei Männern?
Marco: Ehrlich gesagt, stehe ich nicht auf einen Typ. Ich finde schöne Hände sehr sexy, und ich gucke auch immer auf die Füße! Ich mag auch schöne Zähne und ein schönes Lächeln macht mich richtig schwach. Ich stehe auf feste, runde Ärsche. Ich glaube, ich höre lieber da auf! Ich merke, es wird mir schon geil …

BOX: Keine Sorge! Ich bin da für dich! Was hast du in deinem Titeljahr noch vor?
Marco: Vor allen Dingen brauche ich noch einen Urlaub! Ich fahre im August zehn Tage nach Mykonos. Danach kommt Folsom Berlin und ein Monat später die Wahl ‚Mr. Leather Europe‘ in Wien. Bestimmt kommt auch noch was dazwischen …