Mit dem KLuST in Amsterdam

Albtraum Zugreise. Gefühlte 40 Grad im überfüllten Abteil. Dicht gedrängte Menschenmassen verschiedener Nationalitäten hofften darauf, endlich in Amsterdam anzukommen. Und als ob das nicht schon genug wäre, schrillt minutenlang eine penetrante Sambamelodie lautstark durch den Zug. Doch was alle zunächst als nervtötenden Klingelton wahrgenommen haben, entpuppte sich als Begrüßungsmelodie des Zugführers, der alle Mitreisenden – und das gleich in sechs Sprachen – mitreißend auf das GayPride-Wochenende einstimmte.

Die bislang genervten Gesichtsausdrücke der Reisenden wandelten sich in kollektive Begeisterung und Menschen, die bis dahin um jeden Zentimeter Platz kämpften, klatschten, als ob sie gerade mit dem Urlaubsflieger gelandet seien.

Endlich angekommen und gut eingestimmt, überraschte die mit regenbogenfarben geschmückte Innenstadt alle Gäste. Selbst die Reinigungskräfte am Bahnhof zeigten Flagge und präsentierten ihren sonst tristen Arbeitswagen mit den Farben für Akzeptanz und Gleichberechtigung von LGBTIs. Bahnpersonal, Ordnungskräfte, Rettungsdienste, Taxifahrer oder Amsterdams Einwohner_innen, annähernd alle begeisterten die weltweit angereisten Gäste durch ihre Gastfreundschaft und Offenheit.

Mitten unter den 500.000, die an diesem Wochenende den Gay-Pride in Amsterdam miterleben durften, waren auch 84 Vertreter_innen aus Europas rosa Hauptstadt. Knapp vier Wochen zuvor feierte Köln den größten CSD Europas. Mit dem Boot der „Christmas Avenue“ zog erstmals die kölsche Mentalität mit Hits von Brings, CatBallou und Helene Fischer in die Grachtenstadt ein.

Kölns Conchita sorgte auf dem Boot sowie auf der Paradestrecke für einmalige Stimmung. Was bereits zuvor in Köln für Gänsehautmomente sorgte, erlebten nun auch hier die Gäste auf der rund siebenstündigen Fahrt durch die tolerante niederländische Metropole.

„Köln war ein Erlebnis, Amsterdam ein weiteres i-Tüpfelchen“, so KLuST-Vorstandsmitglied Nils Schmidt, der ebenfalls als Weihnachtsmann verkleidet mit an Bord gewesen ist. Schmidt weiter: „Die ‚Christmas Avenue‘ gehört inzwischen zur Kölner Szene, genauso wie der ColognePride bzw. der CSD. Aus diesem Grund freut es uns sehr, an diesem Wochenende nicht nur mit einem eigenen LKW beim Hamburg-Pride dabei gewesen zu sein, sondern auch die Möglichkeit bekommen zu haben, auf den Grachten und der Innenstadt Amsterdams für die Rechte der LGTBTIs einzutreten und die Kölner Mentalität mit zu vertreten. Die Niederlande machen uns mit ihrer liberalen Gesetzgebung einiges vor, genau das nehmen wir mit nach Deutschland und unsere schöne Domstadt.“

(Fotos u. Text: Nils Walter)

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